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Von Fischen, die man nicht vergisst - 2.Teil Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uli Beyer   

Die Dusche im Appartement war wunderbar und mit einem gefangenen 2,24er Superfisch konnte heute gar nichts mehr passieren. Frisch gekleidet fuhren wir zurück zum Angelplatz und stiegen erneut in unser wartendes Boot. Wir hatten ja erst sehr kurz an diesem Nachmittag gefischt und wir waren noch immer voller Erwartung – zu Recht, wie sich kurze Zeit später herausstellen sollte. Mein „Glückshemd“ lag jetzt zwar zerrissen und eingeschleimt im Zimmer, aber schon wegen der vielen Fliegen war ein Wechsel nach der Fotosession notwendig geworden… Wir machten unser Boot startklar und es ging wieder los – mein Erfolgsköder, der große Spinner blieb natürlich montiert und flog wieder in die Fluten. Eine dicke Kakaosuppe war´s und wir trieben über den Fangplatz des ersten 2,24er Monsters. Ich erklärte Angela gerade, dass ich mich heute aber nicht noch einmal von einem Wels „einsauen“ lasse – „eine Garnitur reicht!“. Es war ungefähr der 10. Wurf nach unserem erneuten Ablegen, als eher unscheinbar ein weiterer mächtiger Wels einstieg. Der Biss war nicht so spektakulär wie beim ersten Fisch, die Fluchten und der Drill dafür umso mehr! Und ich war schon abgekämpft vom 1. Monster…

Schnell war klar, auch dieses Tier ist nicht von schlechten Eltern, zumal ich in diesem Flussabschnitt noch nie einen Fisch unter 2 Metern Länge erwischt hatte… Irgendwie war für mich klar, dass dieser Wels kleiner als der erste sein musste, obwohl auch dieser mächtige Kraft entwickelte. Ich hatte ja kurz zuvor den größten Fisch meines Lebens gefangen. Je länger ich drillte, desto mehr ahnte ich, dass ich doch noch ein Bad nehmen müsste. Angela freute und ärgerte sich zugleich, denn eigentlich wollte sie auch schon einen Spinner montieren und hatte nicht so extrem schnell mit einem erneuten Biss an fast der gleichen Stelle gerechnet. Als „braves Mädchen“ hatte sie den Apparat wieder startklar und knipste, soweit es möglich war. Gebissen hatte der Fisch in absolut flachem Wasser. Ich schätze, es war dort nicht tiefer als 1,20 Meter. Jetzt kämpfte er wie ein Stier in der harten Strömung des Flusslaufes. Der Fisch blieb im Tiefenwasser und wir waren beide sehr gespannt auf das, was sich da mit mir eingelassen hatte. Ca. 15-20 Minuten nach dem Biss zeigte sich ein echtes Monster an der Oberfläche: „Der ist ja auch so riesig!“ staunten und freuten wir uns beide. Der erste Fisch war eher hässlich, dieser Wels war extrem dunkel und hatte ein echt bulliges Aussehen. Nach anfänglicher Lockerheit wurde ich jetzt doch vorsichtig, wollte ich diesen Fisch doch jetzt unbedingt auch ins Boot landen – 2 superkapitale Welse mit der Spinnrute an einem Tag – das ist rekordverdächtig! Wann hatte es das schon einmal gegeben? Der Wels wurde endlich ruhiger und kurze Zeit später landete mit beidhändigem Maulgriff ein wahres Monster im Boot. Es war plötzlich sehr eng und Angela schrie: „Ist das ein Vieh!“ Normalerweise passen die Welse nach dem Landen unter die Sitzbank und liegen lang im Boot – dieser Fisch war zu hoch und nahm uns sämtlichen Freiraum. Unser Lindner Alu-Boot war so voll wie noch nie. Schon im Boot waren wir beide von dem umherwedelnden Monster „echt bedient“ und eingeschleimt. Wir hatten bereits im Boot neugierig versucht, den „krummen Fisch“ zu messen – es schien sehr, sehr eng für Angela zu werden – soviel war schon klar.

Am Ufer konnten wir den Fisch dann ordentlich messen und ich traute meinen Augen nicht: Das Maßband zeigte wahnsinnige 2,40, dann bei genauem Messen aber doch 2,36 Meter an. Angela war ein superfairer „Verlierer“ und gratulierte mir mit einem ordentlichen Kuss. Wir freuten uns beide über einen extremen Ausnahmefang und beschlossen, diesen verrückten Angeltag nach einer 2. Fotosession (ja, ich war wieder von oben bis unten eingesaut!) vorzeitig zu beenden. Auf der Rückfahrt fielen Angela dann viele Erklärungen ein, dass Ihr Fisch ja immer noch ein „besserer“ Fang war: „Meiner war vor 4 Jahren bereits 2,28 und ist jetzt bestimmt noch größer!“ wurde dann ihr Lieblingsargument. Abends erzählten wir dann im Restaurant den Guides unsere unglaublichen Fanggeschichten und erst nach Ansicht der Bilder dazu wich eine anfängliche Skepsis. Jürgen Stegherr meinte: „Jetzt wird es sehr schwer, da noch einen drauf zu setzen – Du kommst jetzt in grenzwertige Größenordnungen!“ „Ist mir schon klar, aber ich kann mit dem Gefühl leben, meinen vielleicht größten Fisch hier gefangen zu haben!“ Es war in diesem Jahr der 4. Fisch, der größer war, als alle in meinem langen Anglerleben zuvor gefangenen Fische. „Unglaublich, dieses Welsjahr!“

Den Folgetag beschlossen wir, sehr ruhig anzugehen. Wir angelten wenig und „leisteten“ uns einen astreinen Schneider. Irgendwie war die große Motivation dahin und erst am letzten Tag sollte es noch einmal einen richtig guten Angeltag geben. Morgens fuhr ich kurz mit Angela los und wir fingen lediglich kleine Welse. Als Abschluss wollte Jürgen Stegherr mir noch einmal ein paar neue, schöne Stellen zeigen und wir freuten uns auf einen schönen, gemeinsamen Angelnachmittag. Schon nach kurzer Zeit bekam ich einen schönen Fisch an den Gummifisch – genau dort, wo Jürgen ihn ansagte. Aussteiger! Jürgen grinste… Wenige hundert Meter flussabwärts das gleiche Spiel. Nach einem vehementen Biss legte ich mich lang ins Boot, verlor die Schnurspannung und auch dieser Fisch war weg. Jürgen meinte nur: „Du hast wohl Deinen Fang von vorgestern so gut begossen, dass Du heute noch besoffen bist!?“ Wir lachten beide über mein Missgeschick und kamen an eine Rausche. Was wir dort sahen, hatte Jürgen auch sehr lange nicht beobachtet. Dutzende von Welsen standen in dem Wasserfall und warteten auf Futterfische. Wir blieben bestimmt 15-20 Minuten fasziniert stehen und beobachteten die Räuber, die wie Forellen in der Strömung standen. Jürgen hatte einige größere Welse ausgemacht und warf diese an. Schon nach kurzer Zeit bog sich seine Rute mächtig – ein ca. 1,60er Fisch hatte seinen Gufi genommen.

Ein schöner Zander folgte und ich verbrachte viel Zeit damit, die Welse im Wasser zu fotografieren. Teilweise konnte man 4-5 Welse mit einem Schnappschuss erwischen. Später „musste“ ich dann auch noch einen überlisten – quasi mit Ansage. Hätten wir eine Filmkamera dabei gehabt – es wären sensationelle Szenen geworden, denn teilweise sprangen die Welse 1 Meter aus dem Wasser, wenn ein Fisch angeschlagen wurde! Wir landeten 3 Fische an diesem Wehr und fuhren dann weiter…

Jetzt blieb es länger ruhig, bis wir zu einer meiner Lieblingsstellen kamen, die aber in diesem Urlaub noch gar keinen Fisch gebracht hatte. Dort sollte es nach dem Anlegen noch einmal zu Fuß losgehen. Die Sonne neigte sich schon deutlich gen Horizont, als es noch einmal, zum letzten Mal für mich in Spanien „donnerte“. Ein toller Fisch war in der Abenddämmerung auf meinen fluofarbigen Gufi gehämmert und schoss wie doll und verrückt durchs Wasser. „Ein guter Fisch!“ rief ich Jürgen zu, der bereits von weitem meinte: „Ein 2 Meter Fisch!“ Er wirkte bei der Landung fast klein, denn ich war von den Monsterfischen der Vortage schon etwas „versaut“. Das genaue Messen ergab dann 1,97 Meter und wir waren uns einig, dass dieser Fisch ein passender Abschluss für eine wieder supergeniale Angeltour 2006 war. Schon heute freuen wir uns riesig auf kommendes Jahr. Wer mitfahren möchte, sollte sich schnellstens melden, denn bereits jetzt sind die Termine im Mai und September nach Mequinenza sehr gut gebucht.