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Zander angeln im Möhnesee Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uli Beyer   
Zander am MöhneseeHätte mich jemand vor einer Weile nach den Fangmöglichkeiten von Zandern im Möhnesee befragt, hätte ich ihm gesagt: "Vergiss es!"
Die Zeiten und vor allem die Erfahrungen ändern sich, auch für mich und so kommt es, dass ich im Laufe der Zeit doch einige interessante Erfahrungen für den Zanderfang sammeln konnte. Heute bin ich überzeugt, dass die Ruhrtalsperren und auch der Möhnesee exzellente Fangmöglichkeiten für Zander jenseits der 80 cm-Marke bieten. Wohlgemerkt: Viele Zander mit Stückzahlen jenseits der 2-3 Fische am Tage sollte man woanders suchen. Wer aber gezielt auf größere Fische aus ist und auch den einen oder anderen Schneidertag dafür einkalkulieren kann und will, der ist am Möhnesee sicherlich sehr gut aufgehoben, denn nirgendwo sonst ist mir innerhalb von so kurzer Zeit so regelmäßig der Fang von Fischen über 75, sogar über 80 cm gelungen und es lauern auch Extrem-Kapitale, die aber bedingt durch den Angeldruck äußerst vorsichtig sind! Einige Infos rund um den Zanderfang seht Ihr HIER IN EINEM VIDEO.


Alles begann in "guten Zeiten"

Inzwischen ist es gut 20 Jahre her, dass ich die ersten Zander im Möhnesee fangen konnte. Damals war "die Methode" die Schleppangelei, insbesondere mit Wobblern im Sommer und auch mit dem Köderfisch stellten noch sehr viele Angler den Räubern nach. Viele Angler waren regelrecht wild auf Zander und der Bestand war auch entsprechend gut. Tagesfänge von 5-8 Fischen waren keine Ausnahme und auch die Durchschnittsgröße war mit 55-75 cm recht ordentlich. Noch heute frage ich mich: "Was wollten diese Angler mit den ganzen Zandern, die selbstverständlich auch alle dem Gewässer entnommen wurden! Einige Indizien sprachen dafür, dass die Fische nicht wie unter waidgerechten Anglern eigentlich üblich, selbst verwertet wurden. Auch heute gibt es noch einige Angler, die offensichtlich nicht verstanden haben, dass Angeln mehr als tolle Freizeitbeschäftigung und Naturerlebnis, dafür aber weniger als "Broterwerb" oder gar "Nebenjob" zu verstehen ist. Der behutsame Umgang mit dem kostbaren Fischbestand war noch nicht sonderlich ausgeprägt und die meisten Angler wussten die "Kostbarkeit Zander" noch gar nicht zu schätzen.
Ursache für einen dennoch sehr guten Zanderbestand damals waren vor allem 2 wichtige Gründe:
Viele Nährstoffe im Wasser fördern den Zander!1. Die Einleitung von Nährstoffen in den Möhnesee war damals sehr hoch. Es gab oberhalb des Möhnesees einen Produktionsbetrieb, der stark zur Eutrophierung des Sees beitrug und somit gute biologische Voraussetzungen für das Gedeihen der Zander schaffte...
Zander beißén im Möhnesee gut auf große Schleppköder!2. Bis 1990 wurde der Möhnesee von einem Berufsfischer mit gewerblichen Fanginteressen bewirtschaftet. Dieser legte großen Wert auf einen großen Bestand an Zandern und Aalen, da diese Fischarten beim Verkauf die größten Erträge erbrachten. Biologie, Wasserqualität und sonstiger Fischbestand waren nicht in seinem Focus und die Angelei im Möhnesee war ansonsten eher durchschnittlich. Es gab Massen an kleinen Weißfischen und kleinen Barschen im Möhnesee. Der Hechtbestand und viele andere Fischarten waren dürftig und wenig interessant für Angler.


Der "neue Möhnesee"
Kapitaler Zander aus dem Möhnesee Mit dem Ende dieser Bewirtschaftung und der Einstellung des neuen, noch heute tätigen Fischereimeisters Markus Kühlmann im Jahre 1990 änderte sich die Bewirtschaftung gravierend. Der gewerbliche Fischfang und Verkauf von Fischen stand nicht mehr im Vordergrund, sondern ein ausgewogener, nach ökologischen Gesichtspunkten ausgewogener Fischbestand waren und sind auch heute noch das primäre Ziel des Fischereigehöfts beim Ruhrverband. Über die Verbesserung der Ökologie und den Aufbau eines ausgewogenen Fischbestandes sollte und soll noch immer die Wasserqualität der Ruhrtalsperren, insbesondere des Möhnesees, verbessert werden. Ziel war es, über eine gezielte Steuerung der Nahrungskette im Ökosystem Möhnesee die Wasserqualität deutlich zu verbessern. Das gelang durch den Abbau des Aalbestandes, die Reduzierung der Massen an kleinen Weißfischen und Babybarschen bei gleichzeitiger Förderung des Raubfischbesatzes bzw. Nachwuchses. Erfreulich für alle Angler war die rasante und vor allem enorme Entwicklung des Hechtbestandes. Mit Beendigung der Einleitung großer Nährstoffmengen in den Möhnefluss begann auch das Aufklaren des Möhnesees. Leider litt der Zanderbestand stark durch die veränderten biologischen Bedingungen, zumal der Nachwuchs neben dem Aufklaren des Gewässers auch unter dummen Anglern litt, die insbesondere in der Laichzeit gezielt den Nestbewachern nachstellten und diese auch trotz Schonzeit dem Gewässer entnahmen.
Viele Zander werden dem Möhnesee entnommen
Ein Tiefpunkt war dann ca. 2005-2010 erreicht, als die Zanderfänge für die meisten Angler sehr gering ausfielen. Zwar wurden immer wieder Extremkapitale gefangen, die noch aus der guten, alten Zeit übrig geblieben waren, aber der Nachwuchs blieb weitgehend aus und geringe Besatzmaßnahmen seitens des RV konnten die große Lücke nicht schließen, da die natürliche Reproduktion besonders durch kurzsichtige Angler stark geschädigt wurde. Das Problem wurde vom Ruhrverband erkannt und durch einschneidende Bootsangelverbote in den sensiblen Laichzonen der Ruhrtalsperren behoben. Seit einigen Jahren können die Fische ungehindert wieder ablaichen und für uns alle sehr erstaunlich ist die rasante, sehr erfreuliche Entwicklung der Zanderbestände. Schon vor 2-3 Jahren überraschten Barschangler, die mit Finesse-Angeltechniken (Carlina-Rigs, Drop-Shot-Montagen) zeitweise gleich mehrere, kleine Zander fangen konnten. Ich selbst konnte es erst gar nicht glauben, hörte aber zunehmend von solchen Fängen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Noch immer ist der Fang eines Zanders eher etwas Besonderes im Möhnesee. Massenfänge, wie man sie vom holländischen Rhein und seinen angeschlossenen Gewässersystemen kennt, sind hier nicht möglich. Aber für eine recht klare Talsperre ist die Entwicklung sehr erfreulich und wir hoffen, dass die positive Entwicklung sich weiter fortsetzt!
In Gesprächen mit Markus Kühlmann konnte ich erfahren, dass der Möhnesee biologisch eher als "Hecht-Barschgewässer" einzuordnen ist. "Der Zander entwickelt sich hier weniger stark", meint Kühlmann. Dennoch scheinen Probefischen mit dem Netz seine These zu bestätigen, dass 30 % des Raubfischbestandes im Möhnesee Zander sind. Ich konnte das jahrelang nicht glauben, denn mit der Angelrute war das Verhältnis über Jahre schlechter als 100:1, d.h. auf einen gefangenen Zander kamen über 100 Hechte!

Zanderfang im Möhnesee ist "spezial"
Zander beißen gut in der DämmerungAls leidenschaftlicher Hechtangler habe ich mich über viele Jahre immer nur auf den Fang großer Hecht im Möhnesee spezialisiert. Zander waren lange Zeit ein "Nebenprodukt" bei der Hechtangelei am Möhnesee. Kein Wunder, dass die Zander häufig ausblieben, denn neben dem noch immer vorhandenen Angeldruck durch "gewerbliche Jäger" (mit der Angelrute) auf die seltenen Zander führte auch das Aufklaren des Gewässers dazu, dass zu den erlaubten Angelzeiten im Möhnesee (Angelzeit nur eine Stunde vor Sonnenaufgang bis eine Stunde nach Sonnenuntergang) der Zanderfang auch noch schwieriger wurde. Die Zander lieben die Dämmerung und die Dunkelheit und sind über lange Zeit des Jahres nur dann recht gut zu fangen. Um 3 Ecken hörte man immer wieder von Anglern, die trotz Nachtangelverbot im Dunkel auf dem Wasser waren und einige, teils sehr kapitale Zander fangen konnten. Wer aber legal den Zandern nachstellen will, der ist zeitlich stark eingeschränkt. Die frühen Morgen- und späten Abendstunden, also jeweils die Dämmerung sind die besten Fangzeiten für Zander und dann muss man natürlich genau wissen, was man tut bzw. wo man den Zandern nachstellt. Und Achtung: Auch wenn die Versuchung groß sein mag, mit dem Boot in der Nacht sollte man sich nicht erwischen lassen. Beim ersten Erwischen droht Angelscheinentzug, bei Wiederholung wird´s sehr ernst. Da verstehen die Leute vom RV keinen Spaß und kontrollieren auch, denn das Befahren des Sees ist nicht nur für Angler, sondern aus Sicherheitsgründen lt. Freizeitverordnung generell nachts verboten! Die Uferangelei ist für einige Monate im Sommer nachts erlaubt und kann sich auch lohnen. Entweder mit Köderfisch als Ansitzangler, oder mit dem Kunstköder an bestimmten Stellen...
Späte Dämmerungsphase mit Großzander