Die Monster im Dschungelcamp Drucken
Geschrieben von: Uli Beyer   
hecht aus dem Rhein im Juli 2011Ende Juli war es mal wieder soweit. Die (angel-)wilden Kölner Nils und Jochen hatten sich für eine Guidingtour der besonderen Art bei mir angemeldet und diesmal sollte es nicht den dicken Hechten, sondern den zahlreichen Räubern am holländischen Rhein an die Schuppen gehen. 3 Tage Zeit standen uns zur Verfügung und wir trafen uns direkt am Wasser in Holland.
Nach dem Beladen mit diversem Campingzeugs hätte unser Boot optisch bestimmt mit jedem Ford Transit in Richtung Istanbul mithalten können! Zelte, Matratzen, Grill und Co. ragten weit über die Bordkanten hinaus! Voller Stolz präsentierte ich den beiden mein neu-gefundenes Dschungelcamp, nachdem die Polizei uns freundlich aber bestimmt auf ein Campingverbot in NL an "freierer Stelle" hingewiesen hatte. Die Vorgabe war also klar: Sehr versteckt, gut vor Wellen geschützt und natürlich auch "besuchssicher" vor unliebsamen Gästen sollte die neue Stelle sein!
Unser Dschungelcamp lag perfekt!Ich glaube, der gefundene Platz hätte besser nicht sein können: Eine eigene Einfahrt mit Liegeplatz für´s Boot direkt neben dem Zeltplatz, totale Abschirmung durch wildes und sumpfiges Dschungelgebiet und optimale Nähe zu den gängigen Fanggebieten waren hier vereint. Schnell war unser Camp errichtet und das Boot geleert. Auf ging´s zur Räuberjagd!

Etwas störte mich der deutlich höhere Angeldruck im Revier. Plötzlich fuhren dort 4-5 Boote herum, wo in den letzten Jahren niemand war. Hat sich da etwas herumgesprochen? Ich hatte eigentlich nur sehr wenigen befreundeten Anglern von meinem Revier erzählt. Naja, die Fische schien das aber nicht sonderlich zu stören, denn wie schon oft dort, war der Auftakt munter: Am ersten Nachmittag gab´s gleich einige Dutzend Fische in "bunter Mischung"!
Die Zander spielten ordentlich mit!Viele Zander, etliche Barsche bis über 40 cm und auch ein paar Hechte ließen auf eine ordentliche Tour hoffen. War ja eigentlich auch klar, denn der Termin war mit Bedacht gewählt: Mein Anglers Edge hatte mir für den kommenden Samstag Neumond versprochen, was immer eine sehr gute Beisserei mit sich zog!
Nils mit tollem Barsch!Uli Beyer ist optimistisch mit fetter Anzeige des Anglers Edge!
Bevor einige erschrecken und meinen AE mit dem eigenen vergleichen: Ich habe zeitweise noch immer den alten Anglers Edge im Gebrauch. Neu sieht der etwas anders aus und ist eigentlich auch besser: Es handelt sich um ein verbessertes Nachfolgemodell, das vor allem die Luftdruckänderungen der letzten 24 Stunden wesentlich besser und präziser anzeigt. Das neue Gerät sieht jetzt  so aus:
Der neue anglers edge 2 AE-2
Es gibt sie immer wieder, die Leute, die nichts von der Erfahrung anderer und vor allem nichts von wissenschaftlichen Erkenntnissen wissen möchten. Allen Skeptikern, die von  solchen "Apparaten" (meine Mitarbeiter nennen das Teil schon mit Grinsen auf den Backen "Ulis Apparat") nichts wissen möchten, sei gesagt: Dass der Mond einen nennenswerten Einfluss auf das Beissverhalten hat, ist durch eine Studie von Professor Dr. Robert Arlinghaus belegt! Nicht nur meine Fangbuchaufzeichnungen aus dutzenden Jahren intensiver Angelei, sondern auch die vieler Angelkollegen belegen: Neben dem Mond spielt auch der Luftdruck eine Rolle. Und der wollte uns in den folgenden Tagen zumindest etwas Probleme bereiten, denn so toll, wie es begann, ging es leider nicht weiter! Der Luftdruck schmierte regelrecht ab und mit Schmuddelwetter wollten die Fischlein auch nicht mehr so richtig gut beißen. Natürlich sind derartige Anzeigen keine Fang- oder Nichtfang-Garantie. Sie zeigen die Aktivitäten der Fische in Abhängigkeit einiger Parameter (Luftdruck, Mondphase und Licht) an. Mitdenken ist gefragt, denn natürlich sind Wasserstand, Wassertrübung (und damit Lichtfaktoren!), Strömungsgeschwindigkeit usw. auch sehr wichtige Faktoren, die ein indiziertes, gutes Beissen doch noch verändern können. Die Prognosen waren aber erst einmal gut, dann durchwachsen ...
Nils angelte fast nur mit einem Köder...
Dennoch gab es weiterhin gute Beißphasen, die sich recht auffällig mit den Anzeigen des Anglers Edge deckten! Das Geheimnis dahinter war zumindest auf diesem Gewässerabschnitt sogar spür- bzw. sichtbar. Wir waren nah an der Nordsee und der Gezeiteneinfluss machte sich bereits durch Wasserstandsschwankungen und stark veränderte Strömungen bemerkbar! Zweimal am Tage stand das Wasser quasi bzw. war leicht strömend, zeitweise riss es derartig stark an den offenen Stellen vorbei, dass wir nur mit schwersten Bleiköpfen Grundkontakt bekamen! Die Fische liebten die Phasen mit stärkerer Strömung und sobald das Wasser ruhiger wurde, waren auch die Beissphasen wieder vorbei! Schön, wenn man dann weiß, wann man schlafen oder grillen kann, und wann man besser auf dem Wasser sein sollte! Zuletzt im Juni waren die Abendstunden kurz vor der Dunkelheit Top-Momente. Jetzt war die letzte Stunde einfach gar nichts mehr los, so dass wir teils sogar früher unsere Angelei beendeten und zum Grillen gingen! Ratet mal, wie dann die Strömung war! Lachend

Nils konnte den größten Fisch der Tour verhaften!Die Grillparty am Abend war täglich ein dickes Fest! Wir hatten uns mit Koteletts, Steaks und leckern Bratwürstchen eingedeckt und die Rauchschwaden vertrieben sogar die Mücken, so dass es rundum lustig und gemütlich war. In den 3 Tagen konnten wir reichlich Raubfische erbeuten! Am Ende der 3 Tage hatten wir 106 Fische auf dem Zähler stehen (ja, ich habe ein Zählgerät im Boot liegen - zur Belustigung aller!).
2 Hechte (die hatten sich aus unerklärlichen Gründen rar gemacht) bis an die Metermarke heran, einige Barsche mit teils deutlich in die Ü-40 cm hinein und vor allem reichlich schöne Zander standen zuletzt auf dem Zähler! Die beiden fuhren mit reichlich Petri Heil am 3. Tag wieder nach Hause.
Die 2. Truppe kam...
Für mich stand kurze Zeit später noch einmal das gleiche Programm auf dem Plan, denn auch Harald und Michael aus Süddeutschland hatten sich für eine solche 3-Tagestour angemeldet. 3 Tage hatte ich Pause und durfte mich zu Hause "erholen", dann ging es weiter. Ob wir von der guten Neumondphase noch etwas mitbekommen. Mein Anglers Edge meinte, der 1. Tag wird in jedem Falle sehr gut und, manche mögen es noch immer für Blödsinn oder Hexerei halten, der erste Tag unserer neuen Tour war wirklich gleich der beste Tag der ganzen Tour! Die Fische bissen, als gäbe es morgen kein Fressen mehr und schnell hatten wir über 30 Fische zusammen. Wohlgemerkt: An einem knappen, halben Tag! Um ganz ehrlich zu sein, ich war selbst etwas überrascht. Insgeheim hatte ich etwas Angst, dass die Fische sich von der Angelei mit Nils und Jochen noch nicht so richtig erholt hatten, aber diese Angst namen mir gleich die ersten 2 Stellen. Spot 1 brachte gleich 7 oder 8 Fische - teils sogar gleich überdurchschnittlich große Fische. Spot 2 brachte einen Superbarsch von Michael und weitere sehr schöne Zander sowie Hechte. "Es gilt, 106 Fische zu toppen!" verkündete ich nach diesem guten Start optimistisch und dachte: "Hm, das läuft ja prächtig!" Ich hoffte auf weitere top-Tage.
ABER: Neben der Verschlechterung der Mondphase (der nahm jetzt wieder zu!) stieg zu allem Übel auch noch der Luftdruck ordentlich an. Warmes und klares Schönwetter bescherte uns gute Bademomente, aber für die Angelei bedeutet das nie Gutes. Und tatsächlich gab es deutlich längere und striktere Beissverweigerungen der Fische an den folgenden 2 Tagen. Man kann lange diskutieren, welcher Faktor welchen Einfluss auf das Wohlbefinden und Fressverhalten der Räuber hat - in diesem Falle waren es gleich zwei Faktoren, die sich negativ wendeten und das Ergebnis war entsprechend verhaltener, wenn auch nicht wirklich schlecht. Wir fingen weniger, aber teils sehr schöne Fische! Harald hatte vor der Tour quer durch unser Sortiment bei Angel-Ussat in unserem Shop bestellt und probierte alles durch.
toller Dickzander auf grün-weißen SlottershadHarald fing auch auf die 12 cm Sandra-Twister
Der grün - weiße Slottershad hatte ihn schon in Spanien auf unseren ersten gemeinsamen Angeltörns beeindruckt und hatte schnell sein Vertrauen gefunden. Auch Michael mochte den sehr und fing einige Fische mit ihm. Ein Monsterbarsch war der kapitalste Fisch des Tages und inhalierte den Slottershad gleich nach dem Einwurf auf der Steinpackung des Buhnenkopfes!
Michael mit Riesenbarsch auf Slottershad!
Als Harald aber einen pink-farbigen Slottershad montierte, war Michael total geschockt! "Damit machst Du mir aber einen ziemlich verdrehten Eindruck! Den würde mir meine Tochter sofort aus der Kiste klauen - da muss jetzt alles diese Farbe haben. Aber wenn ein MANN DEN zum Angeln montiert...". "Schwuchtelköder, Mädchenfisch usw. folgten noch in weiteren Ausführungen von Michael. Das Ergebnis war einer der besten Zander unserer Tour und wir freuten uns riesig über diese prächtige Antwort!
Harald mit Superzander auf pink SlottershadDas war zu viel für Michael...
Nachdem Harald wiederholt tolle Bisse und Fische auf den pinken Slottershad gefangen hatte, fragte Michael vorsichtig an, ob er denn auch einen von diesen "komischen Ködern" haben könne. "Die Fische sind ja völlig bescheuert oder anders rum hier!" Harald stellte ihm sofort eine seiner Kostbarkeiten zur Verfügung und Michaels Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Unter großem Beifall und zu unserer größten Freude hatte schon kurze Zeit später ein schöner Hecht Michaels Slottie gepackt. Ich wollte das verdutzte Gesicht von Michael mit dem Fisch fotografieren, aber... "nix da! Solche Beweisfotos sind für mich tödlich...!" So müßt Ihr liebe Leser jetzt auf das verdutzte Gesicht von Michael verzichten.
Michael ließ sich lieber mit

Schon am nächsten Tag wollte er sich auch nicht mehr daran erinnern, mit dieser "schrecklichen Farbe" überhaupt etwas gefangen zu haben. Wir lachten noch immer darüber und Michael hat es auch nach der Tour nicht gewagt, diese Köderfarbe zu bestellen! "Meine Frau denkt noch, ich sei jetzt völlig übergeschnappt oder sie macht sich sonst wie Sorgen um mich und mein Befinden!"
Auch ich konnte eingige Ü40er Barsche verhaften...
Die Bestände an pink-farbigen Slotties im Boot waren denkbar knapp und viel Holz und Steine machten fängige Farben schnell noch knapper. Die länger werdenden Beisspausen ließen uns dann experimentieren und ich hatte noch eine Idee: "Laßt uns mal in richtig tiefes Wasser fahren - ich zeige Euch mal, wie man vertikal angelt!" Das Wasser war für diese Jahreszeit noch ungewöhnlich kühl und ich vermutete etliche Fische noch tief-stehend! Unter einer Brücke ließen wir unsere Köder ab und befischten tiefe Löcher im Sonnenschein. Der gestiegene Luftdruck hatte die Zander faul und träge gemacht, der Anglers Edge zeigte niedrige Aktivitäten an. Ich wußte aber, dass dies für Vertikalangler ein deutich kleineres Problem darstellt! "Die Fische schwimmen jetzt nur nicht so wild herum und brauchen mehr Überzeugungsarbeit, um an den Haken gebracht zu werden!" erklärte ich den beiden noch, als es zum ersten Male rappelte. Ich hatte den ersten Stachler am Haken und Harald zog gleich nach. "Klappt doch wunderbar! Die beißen ja doch!" freuten wir uns. "Du brauchst denen nur lange und attraktiv genug auf der Nase herumzutanzen!" Michael verfluchte diese "blöde Angeltechnik" und konnte dem "Stillhalten" gar nichts abgewinnen. Zwar gab es noch einige hammerharte Bisse auf vertikal präsentierte Köder, aber mehr als 5 Fische ließen sich dort nicht "überzeugen". Wir fuhren vorzeitig zum Grillen und hatten mit 20 Fischen über den ganzen Tag hinweg ein eher unterdurchschnittliches Fang-Ergebnis eingefahren.
Schmuddelwetter war aufgezogen!Der letzte Tag "mußte" wieder besser werden, denn der Luftdruck fiel und Bewölkung mit leichtem Nieselregen war aufgezogen! Theoretisch war das gut so, praktisch fingen wir morgens aber erst mal ewig lange nichts! Eine Entschuldigung hatte ich noch: "Die Strömung ist quasi auf dem Nullpunkt. Wenn die wieder anzieht, wird´s besser!" Harald "erlöste" das Boot mit einem ersten Minizander, der sich nach ca. 2 Stunden Angelei ohne Fisch erbarmte. "Mann oh Mann, das war eine schwere Geburt!" Hier und da kleckerte es dann einen Biss und ich konnte kurze Zeit später einen 2. Fisch landen. "Der ist schon besser...!" - ein ca. 65er Zander landete kurzzeitig im Boot. Als wir 3-4 Fische eingesammelt hatten und Michael schon auf vorzeitigen Tourabbruch drängte, wollte ich es noch einmal wissen: "Jetzt mache ich noch einmal etwas ganz Neues!" Ich montierte einen großen Slottershad an meiner Baitjigger H-Angelrute und packte die Baitjigger M in die Ecke. Meine Angelkollegen zogen die Augenbrauen hoch und runzelten die Stirn... Zwischenzeitlich hatte auch wieder die Strömung deutlich zugenommen und teils kachelte das Wasser kräftig über die Buhnenköpfe. Schwere Bleiköpfe mit 20 bis 30 Gramm waren nötig geworden. Harald landete einen sehr schönen Hecht und hatte ebenfalls einen 13 cm Shad montiert. Er war momentan mit Braun der Bisskönig und legte einige Fische vor, als meine großen, gelben Slotties (leider erstmalig auf dieser Tour) zum Einsatz kamen.
Der gelbe Slottershad fing fette Zander zum Abschluss!
Es dauerte ca. 5 Minuten, als es das erste Mal ordentlich krachte. Ein richtig fetter Zander hatte sich den Köder volley einverleibt. "Boah, die gehen ja auf richtig große Köder!" staunte Harald nicht schlecht. "Geht noch viel größer! Wenn die sowas wollen, nehmen die auch Köder über 20 cm!" Wir fachsimpelten noch, als es wieder einschlug - quasi im 5-Minuten-Takt folgten Bisse auf den gelben, großen Slottershad!
Fast der Abschluss einer tollen 2. Tour - fetter Slottershad-Zander
"Mann-oh-Mann, warum habe ich den nicht früher montiert?" - ich weiß genau, warum: Weil ich auf den letzten Touren wiederholt keine Bisse auf Großköder bekam, während die Kollegen mit kleineren Ködern gut fingen. Da traut man sich auch mal nicht mehr zu solchen Experimenten...
Das "Finale" entschädigte dann doch noch für schwierige Momente an den Tagen zuvor und das sinnlose Aufstehen früh am letzten Morgen. Insgesamt brachten wir es dann in 3 Tagen auf 89 Fische: 6 oder 7 Hechte, ca. 8-10 Barsche und der Rest Zander. Erfreulich war, dass endlich auch einige deutlich größere, richtig schöne Fische darunter waren (sehr viele Fische Ü60 und auch etliche über der schwierigeren 70er-Marke - auch einige deutlich kapitalere Fische mit 80+!) und eins ist jetzt schon sicher: Beim nächsten Mal sind die großen Slottershads wieder schneller im Spiel und nicht erst am letzten Tag! Zwinkernd