Endlich den Meterhecht! Drucken
Geschrieben von: Uli Beyer   

Ein Traumhecht aus dem Möhnesee. Wie fängt man die?

Tausende Angler träumen von einem Meterhecht. Einige Angler fangen sie regelmäßig, andere fangen dutzende oder sogar hunderte kleinerer Hechte, ohne einen einzigen Meterhecht dabei zu haben. Immer wieder werde ich nach einem „Patentrezept“ für den Fang kapitaler Hechte gefragt. Das ist natürlich auch für mich nicht immer einfach, aber man kann solche Anglerwünsche gezielt planen und so die Wahrscheinlichkeit eines kapitalen Hechtfanges erhöhen. Nach der Schonzeit sind die Aussichten in vielen Gewässern besonders gut. Deshalb möchte ich Euch hier einige Tipps für deren gezielten Fang geben.

 

Das richtige Gewässer finden!

Boddenhechte werden schnell sehr groß!Ein Boddenmonster!Kapitaler Doppelschlag in den Rügener Bodden!Sommer wie Winter gut: Deutsche Bodden!

Die meisten Angler konzentrieren sich mit sehr viel Zeit und Aufwand auf ein Gewässer in der Nähe, das vielleicht einen deutlich zu geringen Bestand an solchen Fischen enthält. Bevor Ihr viel Zeit für den Fang eines solchen Kapitalen verwendet, solltet Ihr deshalb sehr sicher sein, dass Euer Gewässer auch einen guten Bestand an kapitalen Hechten hat.

Flusshechte in kapitaler Größe sind oft schwieriger zu fangen...Ein kapitaler Meterfisch aus dem Fluß!

Ich würde behaupten, dass es in den meisten öffentlichen Flüssen in Deutschland schwieriger ist, einen Meterhecht zu fangen, als das z.B. in großen stehenden Gewässern der Fall ist. Man kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die meisten großen Seen in Deutschland auch einen relativ guten Bestand an großen Hechten besitzen. Dort, wo ein Berufsfischer gezielt Großhechte dezimiert, um andere Speisefische besser zu erwirtschaften, mag das aber anders sein. Es sind aber oft die Gewässer, die sehr selten sehr große Hechte hervorbringen. Sind in dem Großgewässer auch gute Wachstumsraten bei Hechten bekannt, hat man sicherlich ein Gewässer für ein lohnendes Angeln gefunden. Eine von Deutschlands Top-Adressen sind wahrscheinlich die Boddengewässer rund um Rügen. Hier wachsen die Hechte nicht nur sehr zahlreich, sondern auch sehr schnell heran. Auch die großen Talsperren im Sauerland wie z.B. der Möhnesee oder der fränkischen Seenplatte (Brombachsee) und viele der Voralpenseen (Starnberger See u.a.) beherbergen einen ausgezeichneten Bestand an großen Hechten. Die meisten Angler verzweifeln dort aber wegen der unüberschaubaren Weiten und der Schwierigkeit, dort die kapitalen Räuber zu lokalisieren!

Fleiß und intensive Suche führen hier zum Erfolg. Man muss die Zusammenhänge verstehen und große Fische immer wieder im richtigen Moment finden. Nicht einfach, wenn man „auf die Schnelle“ fangen möchte, aber mit Systematik kann´s klappen. Ich erarbeite mir solche Gewässer in 3 Stufen möglichst vom Boot aus. Uferangeln kann zwar auch klappen, bedarf aber noch mehr Zeit und sicherlich auch viel Glück.

Stufe 0: Erkundung in der Schonzeit

Bei niedrigem Wasserstand und im zeitigen Frühjahr kann man das Ufer erkunden

Ob bzw. inwieweit ein Gewässer Potential hat, kann man besonders gut in der Schonzeit und Laichzeit der Hechte feststellen. Spaziergänge an krautigen Flachwasserzonen helfen, Vertrauen aufzubauen. Sieht man dicke Hechtmamas beim Laichgeschäft, so ist die Ausdauer beim Angeln sicher deutlich größer. Sehr häufig bleiben die alten Ladys auch noch eine Weile nach der Schonzeit in der Nähe der Laichplätze. Hier hat man einen ersten Ansatzpunkt, wenn es dann los geht. Auch die Kenntnis der Uferstruktur ist von großem Vorteil. Dort, wo „Struktur“ zu finden ist, sind potentiell gute Plätze, die wir als „Startpunkt“ nutzen können. Je später das Jahr fortschreitet, desto wahrscheinlicher sind die Großhechte dann weit vom Ufer entfernt im Frei- und Tiefenwasser zu finden. Wer noch nichts über die Großhechte weiß, hat´s dann mit einem guten Start schwerer.


 

Stufe 1: Schleppen

Schon beim Schleppangeln kann ein Großhecht beißen!Meinen ersten 30-Pfünder fing ich beim SchleppangelnToller Meterhecht am MöhneseeDie Ausdauer wurde am Möhnesee belohnt.

Ohne vorherige Erkundung steht man zunächst wie ein Ochs vorm Berg: „Wo soll ich bloß anfangen?“ Wer noch nicht erkundet hat, kann erste Anhaltspunkte für gute Stellen und Methoden mit einem Blick auf die Tiefenkarte oder ein Gespräch mit Einheimischen geben. Damit hat man schon einmal einen „Einstieg“. Doch Vorsicht: Diese Tipps bekommt jeder, deshalb sind die empfohlenen Stellen stark beangelt und Methoden bei den erfahreneren Anglern.

Es heißt nicht umsonst, dass man sich ein gutes Gewässer „erarbeiten“ muss. Auf vielen Gewässern müssen wir zunächst einmal rudern, um die ganze Wasserfläche zu erkunden. Wenn ich ein Gewässer erforsche, habe ich zwei Ruten montiert und schleppe systematisch die Wasserfläche ab. Auf dem (hoffentlich erlaubten) Echolot erkenne ich schnell, wo sich die Fische ballen und damit auch die Chance auf den ersehnten Meterhecht groß ist. Im Idealfall fange ich schon beim Schleppfischen den ersten Großhecht.

Finden statt fangen

Gesucht und gefunden: Kapitaler Hecht...

Viele Angler konzentrieren sich lediglich auf die Schleppangelei, die für mich nur eine erste Stufe einer Gewässererschließung darstellt. Ich halte diese Methode für notwendig, um einiges über das Gewässer zu lernen und sicher ist dies schon eine der erfolgreichsten Methoden vieler Angler für den Fang eines Meterhechtes. Es geht aber meistens auch noch spannender und besser! Nur ganz gierige Räuber fallen auf einen daher gezogenen Köder herein. Es geht mir beim Schleppen nicht ums Fangen, sondern um das Finden von besonders guten Fangplätzen bzw. Bereichen.

Vom Möhnesee weiß ich zum Beispiel: Je kälter es wird, desto mehr Fische versammeln sich im tiefen Wasser vor der Staumauer. Im Frühjahr, mit den ersten Sonnenstrahlen, wendet sich das Blatt. Futterfische und Hechte ziehen ins wärmere Flachwasser. Dann hat man ausgezeichnete Chancen, auch die Omas ufernah zu erwischen! Aber Achtung: In einigen Gewässern wie z.B. den Boddengewässern ist Schleppfischen verboten. Hier startet man dann einfach gleich mit meiner sonst 2. Stufe!

Stufe 2: Driften

Ein Driftsack im Wasser hilft, das Boot zu bremsen Neuer, besonders kraftvoller Driftsack!

Hat man erste Bisse bekommen und vielleicht auch schon auf dem Echolot Bereiche mit höherer Fischdichte entdeckt, kann man die Effektivität des Angelns erhöhen. Man könnte zwar die Plätze, wo sich die Fische ballen, solange abschleppen, bis sich endlich ein Großräuber erbarmt und zubeißt. Als aktiver Spinnfischer bevorzuge ich aber das Wurfangeln und den direkten Kontakt zum Fisch.

Leider ist die Wasserfläche „mit Fisch“ immer noch sehr groß. Berge, Kanten, Plateaus – bei uns im Möhnesee gibt es sogar ganze Straßen und Flussläufe unter Wasser, die sich schrecklich weit ausdehnen.

Das Echolot verrät uns gute Fangplätze!

Zum Absuchen dieser fischreichen Flächen lasse ich mich „durchtreiben“. Driftangeln ist eine wunderbare Methode, um interessante Bereiche intensiver zu befischen. Bei stärkerem Wind und bei zu hoher Driftgeschwindigkeit benutze ich einen Driftsack. Es ist erstaunlich, wie wenige Angler diese Wunderwaffe kennen, geschweige besitzen. Zumal Motoren, mit denen langsames Driften möglich wäre, auf den meisten Gewässern in Deutschland sogar verboten sind.

Der Frontmotor ist eine große Hilfe beim Driften!

Die meisten meiner Großhechte habe ich selbst vom driftenden Boot gefangen! Dort, wo wir einen E-Motor als Drifthilfe nutzen können, haben wir perfekte Angelbedingungen. Damit kann man dann lokalisierte Scharkanten wunderbar abfischen.

Ich denke, Driftsäcke sind ein Muss für jeden Bootsangler. Sie arbeiten wie ein bremsender Fallschirm. Ich nenne sie auch „Unterwassersegel“. Mit ihrer Hilfe treibt mein Boot auch bei starkem Wind nur langsam über den See und man kann perfekt sogar 2 Köder präsentieren.

Zweimal Spinnköder!

Große, weiche Gummiköder (hier Slottershad S) sind top für die passive 2. Angelrute!

Ich fische mit zwei Gummifisch-Ruten gleichzeitig, sofern die Statuten das am Gewässer erlauben! Mit einer Rute werfe und suche ich. Die zweite Rute versehe ich, je nach Wassertiefe, mit einem schweren Bleikopf (im Möhnesee z.B. bei 8-14 Metern 30-60 Gramm am normalen Schaufelschwanz-Shad oder ca. 21-30 Gramm am „No-Action-Shad“ wie z.B. einem V-Schwanz von Westin). Diesen Köder lasse ich senkrecht unter der Angelrute auf den Grund absinken, ziehe ihn einige Zentimeter wieder hinauf und lege die Rute in einem stabilen Halter ab. Bitte legt nie die Rute einfach so auf die Bootskante! Packt ein Großhecht den Köder, gibt es im weniger schlimmen Fall nur einen Fehlbiss wegen des fehlenden Widerstandes. Es könnte aber auch bei einer vehementen Attacke die ganze Rute über Bord gehen, wenn der Hecht doch „hängen bleibt! Das mag ungewöhnlich erscheinen, da man ja gar nichts mit dieser Angelrute „macht“. Probiert´s, Ihr werdet staunen! An manchen Tagen bekomme ich beim Driften auf diese Präsentation sogar mehr Bisse als auf den aktiv geführten Wurfköder.

Hat geklappt! Dicker Möhneseehecht beim Driften...

Die passive Rute sollte ebenfalls unbedingt sehr hart sein, die montierten Haken superscharf. Das ist wichtig, weil sich die Räuber selbst haken müssen. Schon beim Biss soll der Haken fassen – dennoch gibt’s natürlich öfter Fehlbisse, wenn die Köder nicht ganz aggressiv genommen werden.

Bei der Drift muss man von Zeit zu Zeit die Wassertiefe auf dem Echolot kontrollieren. Ist es tiefer geworden, gibt man Schnur; wird es flacher, holt man diese wieder ein. Stete „Grundnähe“ des passiv präsentierten Köders erhöht die Fangaussichten erheblich!

Wer Köderfische hat, kann noch „gemeiner“ werden. Mit Seitenbleimontage, einer Drop-Shot-Montage oder einer Schlepp-Pose lässt sich auch ein Naturköder in der Drift gut schleppen. Diese Methode fängt noch besser, geht aber gegen meinen Ehrenkodex als Kunstköder-Angler…


 

Stufe 3: Ankern und abwerfen von Hotspots!

Platz gefunden: Jetzt wird geworfen...

Eigentlich ist die Fischerei mit dem Driftsack so effektiv und so spannend, dass man dabei bleiben könnte. Gäbe es nicht einen Nachteil: Auch mit dem Driftsack treibt man, obgleich langsam, über die Hot Spots hinweg; über Plätze also, die im fischreichen Gebiet noch einmal besonders vielversprechend sind. Hier sollte man länger verweilen, als es uns der Wind erlaubt, denn gerade die Großhechte beißen häufig nicht sofort, sondern „lassen sich bitten“. Manchmal muss man verschiedene Köder probieren und vielleicht auch die richtige Uhrzeit erwischen.

Das Echolot ist beim Suchen von Kanten + Fischen eine große Hilfe.

Behaltet Ihr das Echolot im Auge. Sind Großfische zu sehen? Ist die Struktur des Bodens besonders markant? Dann habt Ihr vielleicht einen Top-Platz entdeckt, an dem intensiveres Angeln lohnt.

Gute Uferpeilung ist wichtig als Orientierung auf dem Wasser!

Auf großen Gewässern ist es schwierig, sich zu orientieren. Deshalb blicke ich immer wieder zum Ufer, peile Punkte wie Bojen, Bäume, Stege oder Häuser an. Ich muss wissen, wo ich gerade treibe. Erst recht, wenn ich einen Biss hatte. Gerade auf großen Wasserflächen steht ein Räuber nämlich selten allein. Die Kunst besteht darin, diesen „heißen Punkt“ so exakt wie möglich wiederzufinden und öfter intensiv zu beangeln. Großhechte beißen nicht immer und man muss gute Spots manchmal öfter befischen, um zum Ziel zu gelangen!

GPS nutzen oder Boje über Bord

Echolot und GPS sind große Hilfen für die Orientierung

Wenn Ihr kein Risiko eingehen wollt, solltet Ihr den Platz sofort markieren. Das geht entweder mit einem vorhandenen GPS-Gerät oder mit einer Markierungsboje, wie sie amerikanische Schwarzbarsch-Profis verwenden. Diese H-förmigen Gebilde werden einfach ins Wasser geworfen, ein Blei wickelt die Schnur von der Boje, und sie verharrt weit sichtbar am Platz. Der Vorteil: Man kann gute Plätze auch großflächig erkennbar absuchen und vor allem auch die Wurfrichtung ändern. Sehr häufig werdet Ihr nämlich feststellen, dass die Hechte aus einer bestimmten Zugrichtung deutlich besser beißen, als aus einer anderen Richtung, obwohl Ihr den gleichen Platz beangelt. „Alte Damen“ sind da häufig besonders eigenwillig. Das liegt daran, dass die Räuber an z.B. Kanten oder Plateaus ihre Beute auch aus einer bestimmten Richtung erwarten!

Erfolgreiche Suche am MöhneseeEs wäre fatal, sofort nach einem Biss die Ankerkette hinunter rasseln zu lassen. Jeder halbwegs erfahrene Räuber würde das Weite suchen oder zumindest nicht mehr fressen.

Nein, ich drifte einfach weiter, bereite mich auf das Ankern vor und schleiche mich im großen Bogen wieder an. In gutem Wurfabstand lasse ich leise den Anker hinab und untersuche den gefundenen Platz. Wenn es Bisse gibt, kann man auch noch einmal die Richtungen/Perspektive ändern.

Werfen und wickeln

Stationär bin ich mit der Spinnrute am effektivsten und kann systematisch alles abfischen. Tut sich nichts, fange ich mir meine Boje wieder ein. Folgen weitere Bisse, merke ich mir die Stelle anhand von Peilpunkten am Ufer.

H-Bojen sind gute Markierungshilfen

Mit der Zeit lernt man, nicht bei jedem Buckel am Grund die Boje zu werfen. Man muss eine Nase dafür entwickeln, wo es sich lohnt. Wer 20 Mal umsonst geworfen und gewickelt hat, setzt seine Reizschwelle höher.

Nicht zu viel über gute Fangplätze reden! Der Profi genießt und schweigt...So lerne ich mit der Zeit ganz systematisch ein Gewässer und dessen markanteste Punkte kennen. Ihr werdet staunen, wie viele neue Stellen Ihr plötzlich in einem See findet, der schon seit Jahrzehnten befischt wird. Aber Achtung: Wenn Ihr zu oft dort steht und dann von der kapitalen Hechtoma berichtet, seid Ihr vielleicht nicht lange alleine dort…