Freiwasser-Zander (Mit Wobbler auf Zander) Drucken
Geschrieben von: Uli Beyer   

Toller Freiwasser-ZanderKönnt Ihr Euch vorstellen, dass große Zander öfter weiter über dem Bodengrund zu fangen sind? Könnt Ihr Euch weiterhin vorstellen, dass man diese Räuber besonders gut und in vielen verschiedenen Situationen sehr erfolgreich beangeln kann? Die meisten Zanderangler kennen lediglich den Fang dieses tollen Räubers am Bodengrund und wissen gar nicht, was sie verpassen! Ich gebe zu, mir fiel das lange sehr schwer und erst wiederholt sehr beeindruckende Angelerlebnisse ließen mich regelmäßiger Zander gezielt im Freiwasser suchen. So heimlich und versteckt am Bodengrund, wie man sie immer erwartet, sind die Zander häufig gar nicht!


 

Ein Riese im Freiwasser gefangen!Im Sommer 2011 konnte ich einen sehr beeindruckenden Freiwasserzander fangen, der mir die Faszination dieser Freiwasserangelei perfekt vor Augen führte: Wir drifteten mit unserem Boot über 4-5 Meter tiefes Wasser. Die Sonne schien und eigentlich war überhaupt keine Beißzeit. Wir vermuteten alle Zander regungslos irgendwo im Schatten und dachten auch, dass ihre Fresslust auf dem Nullpunkt sei. Extrem schlechte Zanderfänge waren zu dieser Zeit an diesem Gewässer die Regel! Dennoch hielt uns nichts im Haus und wir versuchten dennoch unser Glück ohne großartige Erwartungen. Es sollten eigentlich Hechte sein, die uns die Zeit bis zum Abend vertreiben und immer wieder auch am Tage mit etwas Glück zu überlisten waren. Ich schätze, wir waren ca. 20 bis 30 Meter von einer markanten Krautkante entfernt, als ich im Sonnenlicht ca. 1 bis 1,5 Meter tief im Wasser eine gewaltigen Zander ausmachte (wohlgemerkt: über 4 bis 5 Metern Wassertiefe!). Mein Wobbler war schon ausgeworfen und ich holte ihn hastig ein, um ihn dem erspähten Zander noch präsentieren zu können. Der stand regungslos mit angelegten Flossen im Wasser. Eigentlich sah er aus, als sei er krank bzw. nicht normal, aber als Angler hat man immer Hoffnung… Etwa 2 Meter hinter dem Riesenfisch stoppte ich den schnellen Einzug meines Wobblers und begann, den Köder aufreizend zu twitchen. Als dieser ca. 50 cm rechts am Zanderkopf vorbeihüpfte, geschah etwas, was ich nie vergessen werde: Der Zander, der zuvor offensichtlich im Sonnenlicht döste, spreizte seine Flossen blitzartig weit ab und attackierte mit seiner ganzen Körperkraft vehement meinen Köder. Es gab einen mächtigen Rums in die Angelrute und das Wasser explodierte regelrecht! Nach kurzem Drill (der Fisch befand sich nur ca. 5 Meter neben dem Boot!) landet einer meiner größten Zander überhaupt im Boot! Ein phantastisches und außerordentliches Fangerlebnis war das und wir konnten unser unerwartetes Glück kaum fassen. Aus dieser zufälligen Erfahrung wurde letztlich Methode.
Noch ein Großzander aus dem Freiwasser...Wir fingen etliche Zander in den folgenden Tagen und ärgerten uns, dies nicht schon früher probiert zu haben. Es macht nämlich einen Riesenspaß, super-aggressive, meistens auch überdurchschnittlich große Zander im Freiwasser zu fangen.

 

Wann sind Zander im Freiwasser?

Zander-Action findet häufig im Freiwasser statt!Natürlich ist es Blödsinn, es jederzeit und überall auf Freiwasserzander zu probieren. Die Umstände müssen passen und wir brauchen Erfahrung, um so speziell einem sonst häufig am Grund befindlichen Räuber nachzustellen. Meiner Erfahrung nach sind es aber immer die gleichen Umstände, die die Zander aus dem Tiefenwasser bzw. vom Bodengrund „abheben“ lassen! Wärme ist ein besonders guter Grund dafür. Zander lieben Wärme und wenn es im Freiwasser deutlich wärmer als am Bodengrund wird, so lohnt es immer, die Zander im Freiwasser zu suchen. Die besten Erfolge für den Fang von Freiwasserzandern hatte ich im Sommer, wenn z.B. Sauerstoffzehrung in der Tiefe es den Zandern auch nicht mehr erlaubt, dort zu bleiben. Unter der Sprungschicht zu fischen ist eigentlich immer erfolglos. Auch extrem trübes Wasser nach starkem Regen kann die Fische in die Höhe drücken und spätestens abends in der Dämmerung, wenn auch die Futterfische an der Oberfläche spielen ist die Nachtjagd an der Oberfläche eröffnet. Ihr werdet Euch wundern, denn häufig fangt Ihr dann sogar viel mehr Zander als in der Tiefe.

 

Auch, wenn es besonders im Sommer lohnt, im Freiwasser den Zanderfang zu probieren, möchte ich nicht verschweigen, dass ich schon im März und bis weit in den November hinein ebenfalls tolle Zanderfänge im Freiwasser machen konnte. Fast immer waren es dann Momente, in denen sich das flachere Oberflächenwasser im Frühjahr erstmalig oder im Herbst „noch einmal“ besonders aufgewärmt hatte. Sehr auffällig und interessant fand ich auch, dass es häufig die besonders großen Zander waren, die wesentlich schneller flacheres Wasser aufsuchten. Lasst Euch also niemals von Vertikalanglern und Gummifischfreaks in die Irre führen, die massenhaft den "Zanderkindern" nachstellen. Großzander sind anders und oft woanders – meistens flacher als ihre jüngeren Artgenossen! Vielleicht liegt es ja auch daran, dass sie für Hechte, Kormorane usw. keine leichte Beute mehr darstellen.


Wo sind Zander im Freiwasser?

Je ruhiger, desto wahrscheinlich sind Zander auch im Freiwasser zu finden!Nicht alle Gewässer sind gleich gut für den Fang von Freiwasserzandern geeignet. So sind Flüsse z.B. eher selten gute Reviere für Freiwasserfänge. Je ruhiger das Wasser, desto wahrscheinlicher ist der Fang von Freiwasserzandern. Aber auch im Strom kann das klappen. Sehr gerne denke ich an eine verrückte, magische halbe Stunde am Niederrhein zwischen Rees und Emmerich zurück. Wir beangelten die Spundwand einer Altrheinmündung bei Dornick mit toller Strömungskante, die eigentlich immer für eine Zander gut war. An diesem Tage war es aber wie verhext. Ein Minizander hatte sich zwar erbarmt, aber ansonsten war es wie tot und ausgestorben. Der lange Fussweg an diese Stelle hatte sich überhaupt nicht gelohnt und wir waren schon gedanklich auf dem Rückweg, als wir ein echtes Naturschauspiel miterlebten. Plötzlich begannen handgroße Rotaugen aus dem Wasser zu springen. Es wurden mehr und mehr und nach einigen Minuten schien es regelrecht Rotaugen zu „regnen“. Da war etwas in der Luft (im Wasser) und wir waren sicher, dass Raubfische die Ursache für dieses Phänomen waren. Aber nichts biss in unsere Köder, die wir intensiv in diesem „Regen“ präsentierten. Erst, als ich einen sehr schweren Fischbleikopf an meinem 15 cm großen Slottershad montierte, bekam ich einen ersten Biss. Zu meinem großen Erstaunen im Freiwasser! Natürlich zogen wir dann alle gezielt unsere Shads langsam und gleichmäßig durch´s Freiwasser und siehe da, plötzlich fingen wir mehrere, sehr schöne Zander bis über 80 Zentimeter. Leider war alles nach einigen Minuten auch schon wieder vorbei und die vorherige Ruhe kehrte wieder ein. Für mich blieb es das einschneidendste Erlebnis für Freiwasserfänge direkt in der Flussströmung. Ansonsten waren die Zander immer nur im Kehrwasser von Buhnenköpfen, hinter Brückenpfeilern, unter Schiffen im Hafen und anderen Stillwasserzonen vereinzelt im Freiwasser zu fangen. Im Herbst, wenn die Zander in die Nebengewässer der großen Flüsse ziehen, können die Mündungsgebiete aber auch außerordentlich gute Bereiche für die Freiwasserangelei sein. Ob die Zander dort unterwegs sind, bemerkt man meist nur zufällig, wenn absinkende Gummifische im ersten Absinken bereits weit über dem Bodengrund attackiert werden. Dann sollte man unbedingt größere Gummfische (mindestens 15 cm!) mit leichtem Bleikopf montieren und durch lange Absinkphasen gezielter das Freiwasser durchkämmen.

 

Der Möhnesee hat tolle Freiwasser-Zander!Wirklich häufig findet man Freiwasserzander in großen, stehenden Gewässern wie z.B. dem Möhnesee. Zur Zeit bin ich in Holland und erlebe es auch wieder im Rheindelta. Es ist aber eine hohe Kunst, sie hier zu lokalisieren, denn Massenfänge macht man im Möhnesee eher nicht und auch in Holland muss man die Stachelräuber auf den riesigen Wasserflächen erst einmal finden. Schon der Fang eines einzelnen Zanders ist im Möhnesee ein besonderer Glücksfall und deshalb kann man hier mit der „Mengenlehre“ nicht viel ausrichten. In Holland angeln wir gern mit mehreren Booten und suchen die riesigen Wasserflächen systematisch ab. Genaue Kenntnis der Wasserschichtungen, Warmwasserströmungen und Aufenthaltsorte der Futterfische sind wichtige Voraussetzungen, um die Freiwasserzander halbwegs zu lokalisieren. Dafür wird man aber sehr häufig mit besonders kapitalen Exemplaren belohnt. Die Quote an Zandern über 90 cm, die ich in stehenden Gewässern im Freiwasser überlisten konnte, ist sehr gut, wahrscheinlich sogar besser als die Fänge am Bodengrund. Es lohnt immer, nahe an Pflanzenfeldern, Steilkanten und kantenähnlichen Strukturen zu probieren. Häufig patroullieren hier auch große Stachelritter vorbei. An Schattenplätzen wie z.B. unter Stegen, Schiffen, Krautfeldern usw. lohnt es eigentlich immer –vor allem aber, wenn die Sonne scheint. An solchen Stellen kommen nämlich warmes Oberflächenwasser mit angenehmer Dunkelheit in idealer Weise zusammen!

 

Welche Köder für Zander im Freiwasser?

Zander nehmen Gummi auch im Freiwasser!Da Zander meistens dann ins Freiwasser ziehen, wenn sie auf Futtersuche bzw. besonders aggressiv sind, ist die Köderwahl meistens einfacher als bei Präsentationen am Bodengrund. Die meisten Zanderangler haben prall gefüllte Kisten mit Gummiködern. Deshalb kann man ruhig auch einmal mit solchen Ködern einen ersten Versuch starten. Wählt die Köder nicht zu klein. 13-18 cm große Köder sind genau richtig. Wie schon betont, sind im Freiwasser meist die größeren Zander unterwegs. Ich habe festgestellt, dass dem Bleikopf häufig eine größere Bedeutung als Form und Bewegung des Köders zukommen. Sinkt der Köder zu schnell, ist er ebenso wenig fängig wie ein zu leichter, zu flach präsentierter Köder.
Kleine Rundköpfe oder Bananenköpfe sammeln weniger Kraut!Die Kunst des Anglers liegt darin, ein Gefühl für das richtige Bleikopfgewicht in der richtigen Tiefe zu entwickeln. Angler, die Kraut absuchen, sollten dringend auf Stinger bzw. Einhängesysteme verzichten. Ein leichter, einfacher Rundkopf mit Sicheljigkopf schlängelt sich recht gut durch Krautfelder und "findet seinen Zander" besser.

Nur ein einzelner Sichelhaken reicht, wenn Kraut im Spiel ist!Als grober Anhaltspunkt kann man sagen: 7-10 Gramm für Wassertiefen bis 2 Meter, 10-17 Gramm für Wassertiefen von 2-5 Metern und 14-21 Gramm für Wassertiefen von 3- 8 Metern sind OK. Anders als bei Präsentationen am Bodengrund muss der Köder aber gleichmäßiger präsentiert werden. Wellenförmiges Auf und Ab ist manchmal gut, abrupte Sprünge mögen die Freiwasserräuber aber weniger. Vor allem in der Dämmerung sind Änderungen der Lauftiefe sogar sehr schlecht. Gleichmäßiges Schwimmen in einer Tiefe ist dann besonders gut. Klar, dass Gummifische dann nicht mehr optimal sind.

Stahlvorfach für Zander funktioniert sehr gut! Mit Kraut bietet es sogar Vorteile...Übrigens: Ich angle momentan sehr erfolgreich mit STAHLVORFACH! Der Grund sind nicht nur recht häufige Hechtbisse, sondern auch das Kraut, in dem wir viel fischen. Wenn man etwas einsammelt, kann man mit 2-3 kräftigen Schlägen durch die Angelrute (ähnlich einem kräftigen Anhieb) das Kraut häufig wieder abschlagen. Mit den vermeintlich nötigen "Monovorfächern" klappt das nicht!

Der Westin - Jointed wirft sich super und fängt!Wobbler werden von den meisten Anglern für den Zanderfang stark unterschätzt! Abgesehen davon, dass sich Zander schnell an die hüpfenden und schlingernden Bodenköder gewöhnen und diese ignorieren, sind Wobbler die perfekten Freiwasserköder für alle Tiefen. Sie stabilisieren sich schnell mit einer schönen Bewegung in einer Tiefe, die bei guten Anbietern sogar meistens angegeben wird. Vor allem Abends habe ich mit Suspendern sehr gute Erfahrungen 1-2 Meter unter der Wasseroberfläche gemacht. Hier in Holland fangen wir momentan aber sogar bei strahlender Sonne mittags in weniger als einem Meter Wassertiefe! Zander beim Biss zu sehen ist nicht selten gewesen in den letzten Tagen. Das ist für meine Mitfahrer eine völlig neue und sehr ungewöhnliche Erfahrung gewesen. Umso mehr Spaß bereitete ihnen der Fang mit Freiwasserködern!



50 cm unter Oberfläche fing Carl auf Salmo-Jack!Jerkbaits wie hier der Salmo-Jack sind ebenfalls spannend und sehr erfolgreich, wenn die Zander vor Krautkanten jagen und wer noch keinen fängigen Freiwasserbereich für den Zanderfang finden konnte, sollte erste Versuche ruhig auch einmal mit der Schleppangelrute starten. Eigentlich sind aber die geworfenen Köder die erfolgreicheren und spannender ist es sowieso.

 

Die erfolgreichsten Freiwasserköder für mich sind in den letzten Tagen vor allem Nils Master
Die Zander mögen Nils Master- Wobbler...Nils Master, der Zander-Wobbler...,
verschiedene Pontoon 21-Wobber,
Pontoon 21 - günstig und sehr guter Japan-Wobbler!
Salmo Perch,
Der Salmo Perch ist ein genialer Zander-Wobbler zum WerfenDer Salmo-Perch - gut zu werfen, sehr fängig!
Salmo Pike,
Salmo Pike ist super, wenn die Zander etwas tiefer stehen!

Salmo Slider
Der Slider schlängelt sich flach über´s Kraut und fängt!Slider ist toll!
Zalt-Wobbler 14 cm
Schöner Zander auf Zalt im Freiwasser...

und der mehrteilige Westin - Jätte gewesen (im Geschäft bei Angel-Ussat in Dortmund erhältlich).
Westin Jätte JointedJätte hat wieder zugeschlagen!
Vergesst getrost die Miniwobbler, die überall besonders gern gefischt werden. Am Köder sollten möglichst Drillinge der Größe 4 oder größer montiert sein, um die besseren Fische auch wirklich sicher am Haken halten zu können. Ich wünsche viel Petri Heil beim Probieren und gern höre ich von Euch die dicken Erfolgsmeldungen!!!