Wenn Zander auf die Tube drücken… |
Geschrieben von: Uli Beyer |
Zander mögen Gummifische mit Schaufelschwanz und No-Action Shads mit V-Schwanz. Zumindest kommt in Deutschland dieser Eindruck auf, wenn man in die Angelkisten der meisten Angler sieht. Dort, wo recht viel mit diesen Ködern geangelt wird, lernen die heimlichen Räuber aber recht schnell und man muss sich als Angler nach Alternativen umsehen. Wenn Ihr wisst, dass in Eurem Angelgewässer Krebse vorkommen, habe ich einen ganz heißen Tipp für Euch!
Für Barschangler sind Fransenjigs schon länger als exzellente Köder bekannt. Bei Zanderanglern sind diese Kunstköderklassiker komischerweise noch immer recht unbekannt und werden sehr selten benutzt. Auch bei mir sind diese wunderbaren Köder lange Zeit liegen geblieben, bis ich ein extremes Aha-Erlebnis am Sarulesti-Stausee in Rumänien hatte. Es war vor einigen Jahren im Frühsommer, als wir einen tollen Fangplatz scheinbar richtig „abgeräumt“ hatten und nach einer Stunde wildem Beißen nichts mehr ging. „Komm´ wir fahren woanders hin“, meinte mein Angelkollege Klaus, der schon etwas unmotiviert im Boot saß. Mein Echolot verriet mir: Hier ist noch etwas zu holen und mich hatte der Ehrgeiz gepackt. Einige Köderexperimente brachten keine weiteren Bisse, als ich auf eine von sehr wenigen zufällig mitgereisten Tuben stieß. (Tuben nennt man kurz gesagt hohle Gummiköder mit Fransen am Ende. Fransenjigs, Tubenjigs oder englisch "Tubes" sind Alternativbegriffe). Auch diese hohlen Teile montierte ich ohne große Erwartung und war sehr überrascht, als schon beim ersten Wurf nach 2 Zupfern ein vehementer Anbiss erfolgte. Welche Tuben und Montagen? Zu meiner Standardauswahl gehören meist dunkle Tuben in braun, grün, gelb, schwarz – im Idealfall 2-farbig. Nach den ersten großen Erfolgen habe ich mir vor einiger Zeit "aus purem Eigennutz" Sonderfarben speziell für die Zanderangelei in den USA fertigen lassen. Für den Zanderfang sind die größeren Exemplare um die 10 cm perfekt. Achtet beim Kauf darauf, dass die Fransen schön lang und dünn gehalten sind. Diese sind wichtig für ein besonders gutes Köderspiel! Neben der Auswahl der richtigen Tuben ist es auch wichtig, den passenden Bleikopf auszuwählen. Diese Bleiköpfe haben eine länglich-schlanke Form, um sie besonders gut in das hohle Innere der Tube einschieben zu können. Hier zeigt sich ein erster, großer Unterschied zu herkömmlichen Gummiködern, denn die Hakenspitze wird nicht durch das Gummi gestochen, sondern der Kopf wird in das Gummi gesteckt! Bis vorn hineingedrückt halten sie den Tubenköder wunderbar. Hier wird die Befestigungsöse einfach mit 2 Fingern durch das Gummimaterial gedrückt um einen Karabiner am Vorfach daran befestigen zu können. Im Vergleich zu Shads und Twistern sollte man bei der Gewichtsauswahl unbedingt berücksichtigen, dass fast immer 30 – 50 % weniger Bleigewicht für Tubenjigs nötig ist. Ist also bei normaler Gummiangelei ein 17-21 Gramm-Kopf sinnvoll, ist es mit Tubenjig nur ein 7-11 Gramm schwerer Bleikopf. Das liegt daran, dass Tuben sehr aerodynamisch geformt sind und deshalb dem Wasser wenig Widerstand entgegen bringen. Auch fehlt der Schaufelschwanz oder Twisterschwanz, der sehr viel Auftrieb und Widerstand erzeugt. Diese Gummiköder sinken deshalb ohne entsprechende Widerstände viel schneller ab und auch mit wenig Blei ist guter Grundkontakt möglich. Deshalb werden selten schwerere Tuben als ca. 10-14 Gramm angeboten, zumal dann auch das Köderspiel stark leiden würde. Leichte Spinnruten wie z.B. die Baitjigger M von mir sind dafür ideal geeignet. 1. Standardbefestigte Bleiköpfe Die Physik ist die gleiche wie bei normalen Bleiköpfen und wer es genau wissen möchte, kann dazu gern meinen Bleikopf-Beitrag nachlesen. Man erkennt diese Art von Bleiköpfen daran, dass der Jighaken an der Befestigungsöse hängend schräg nach unten zeigt. Entsprechend startet dieser Typ Bleikopf auch steiler nach oben ins Wasser! Standardbefestigte Bleiköpfe sind damit besonders für flacheres Wasser und für weitere Würfe geeignet. Dieser Bleikopf lässt den Köder auch auf Distanz mit spitzem Schnurwinkel zur Wasseroberfläche schön aufsteigen und sein Köderspiel entfalten. 2. Schwerpunktbefestigte Bleiköpfe Fischt man senkrecht unter dem Boot bzw. im tieferen Wasser mit steilem Schnurwinkel zur Wasseroberfläche, so ist ein schwerpunktbefestigter Bleikopf vorzuziehen. Die Schwerpunktbefestigung hält den Haken eher waagerecht im Wasser und erlaubt besseren Köderkontakt und Köderführung unter diesen Umständen.
Warum Tuben? Warum diese Tubenköder besonders fängig sind, vermag ich nicht sicher zu sagen. Ich habe aber natürlich Vermutungen. Bitte glaubt mir: Sie sind superfängig, wenn andere Köder häufig versagen! Meine Vermutung: Tuben sind wunderbare Krebsimitate und haben eine völlig andere Schwimmbewegung als herkömmliche Gummiköder. Wenn ich von einem Angelgewässer weiß, dass viele Flusskrebse darin vorkommen, sind Tuben ein absolutes Muss in meiner Köderkiste! Nebenbei bemerkt sind Gummituben auch sehr günstige Köder (unter 1 Euro ist möglich, obwohl in letzter Zeit auch völlig überteuerte Produkte als "Wunderwaffen" auf dem Markt auftauchen!) und produzieren deutlich weniger Hänger im Holz und Steinpackungen, als das normale Bleikopfjigs tun. Angelmethoden mit Tubenjigs Tubenjigs lassen sich sehr vielfältig einsetzen. Sowohl vom Ufer aus, als auch vom Boot kann man Tuben geworfen präsentieren. Der große Unterschied zu sogenannten „Action-Ködern“ mit Eigenbewegung liegt allerdings darin, dass man diesen Köder besonders verführerisch animieren muss. Habt Ihr schon einmal ein kleines Krebschen durch das Wasser hüpfen sehen? Genau so soll auch Eure Tube durch das Wasser schwimmen bzw. besser krabbeln und hüpfen. Praktisch heißt das: Die Angelrute wird mit kleinen und kleinsten Wipp- und Zupfbewegungen aus der 9 Uhr-Position aufwärts bewegt. 2-3 Hüpfer lassen unseren Köder bis maximal 0,3-0,5 Meter hoch ins Freiwasser hüpfen, bevor der dann wieder bis zum Bodengrund absinkt. Auch die Absinkphase ist wichtig. Hier gibt es einen wichtigen Unterschied zu den normalen Gummiködern: Sowohl lose als auch straffe Schnur können sehr erfolgreich sein. Man kann sagen, dass bei sehr leichten Bleiköpfen die straffe Schnur weniger wichtig ist als bei schwereren Kombinationen aus Gummi + Blei. Bitte probiert immer beides aus, denn die Fische reagieren je nach Tagesform unterschiedlich! An strammer Schnur sinkt der Köder stärker verzögert und schräg zum Boden. Er schwebt sozusagen zurück. Aber in panischer Flucht schießt so ein Krebschen auch einmal schnell zum Boden, um aus dem Gefahrenbereich im Freiwasser zu entkommen und Deckung in den Steinen zu finden. Das macht die Räuber natürlich besonders aggressiv, denn sie wissen, dass die Beute schnell entkommen kann! Manchmal lieben es die Zander, wenn die Tube zügiger an loser Schnur sogar mit etwas mehr Blei zum Boden segelt. An freier Leine schwimmt der Köder gern auch einmal zur Seite weg und scheinbar ist es manchmal genau diese „Flucht“, die knallharte Bisse produziert! Tolle Vertikalköder Nicht nur Zander... Auch wenn Zander die absoluten Top-Räuber für meine Tubenpräsentationen sind, so darf man nicht vergessen, dass eigentlich alle Raubfische Krebse und damit auch Tubenjigs lieben! Regelrechte Fangorgien haben wir auch mit Barschen in Schweden, am Möhnesee und verschiedenen anderen Gewässern in Holland erlebt. In Spanien hatte ich im Frühjahr extrem viel mehr Welsbisse auf Tubenjigs als auf jeden anderen Köder, den ich zur gleichen Zeit an gleicher Stelle präsentierte. Hier stellte sich lediglich das Problem der weichen Angelrute. Meine Baitjigger M, die perfekt für das Angeln mit Tubenjigs ist, konnte nur die kleineren Bartelträger bändigen. Dort, wo es öfter Hechte gibt, ist auch ein Stahlvorfach ratsam, denn auch Meister Esox schnappt gerne zu, wenn so ein "Mini-Lobster" vor der Nase hüpft. Vor Überraschungen ist mal also niemals sicher, wenn man mit Fransenjigs & Co. auf Raubfischjagd geht! Ich wünsche Euch viel Spaß (nicht nur) mit Zandern, die kräftig auf die Tube drücken! |