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Spanisches Roulette… Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uli Beyer   

Uli mit dickem Ebro WelsIn diesem Jahr sollte meine Geburtstagsfeier mal wieder in Spanien stattfinden…

Mit einer Gruppe von Freunden und Kunden wollten wir den dürftigen, deutschen Sommer noch einmal ordentlich auffrischen. Die letzten Jahre hatten wir immer herrlichen Sonnenschein und Temperaturen über 20 Grad beim Novemberangeln in Spanien…

 

Und die Sonne hielt, was wir von Ihr erwarteten. Es begann zwar etwas frisch und windig, aber die Sonne schien wunderbar! Es war sozusagen „goldener, wohliger Herbst“ dort! Gleich am Ankunftstag zog es mich noch raus auf´s Wasser. Ich war neugierig, ob die Zander (und Welse!) genauso zahlreich und beißwillig vor der Staumauer standen, wie sie es im letzten Jahr schon getan haben. Wie im letzten Jahr war der erste Test aber nur von kurzer Dauer und der erste Eindruck erst einmal ernüchternd. Nix mit wilder Beißerei! Im Gegenteil, erst mal gab´s lange gar keinen Biss! Bernd, der mit ins Boot gesprungen war, unkte schon: „ Das wird wohl nichts!“ Die Sonne war schon hinter dem Berg verschwunden, als wir an einer bekannt-guten Stelle stoppten. Der Slottie flog aus und sank in ca. 11 Meter Wassertiefe ab und wurde dort freudig empfangen: „Bums!“ - „Endlich – der Erste ist verhaftet!“. Ein strammer 55er kam kurz ans Boot und durfte dann wieder weiterjagen. Schon wenige Würfe später rumste es wieder und die Stelle erwies sich dann noch als recht ergiebig. Bernd und ich konnten noch ein paar schöne Zander auf festen Slottie grün – weiß und Flußkönig überzeugen. Dann rumste es ordentlich bei Bernd, blieb aber nicht hängen. Bernd fluchte: „Das war kein Kleiner!“ Als er fragend seinen Slottie untersuchte, musste ich kräftig grinsen. Sein Vorfach mit der Schnur darüber war ordentlich „eingeschleimt“! Bernd hatte das erst gar nicht gesehen und erklärte mir, dass dies wirklich ein guter Fisch war. Bernd ist ein Welshasser, er will nur Zander fangen und wunderte sich in diesem Moment über mein Grinsen. Endlich entdeckte auch er den Schleim auf der Leine und fügte hinzu: „Neee – guuut, dass der nicht hängen geblieben ist!“ Ich konnte nur noch laut lachen…

Harald mit seinem personal best ZanderAb dem zweiten Tag war Harald aus Stuttgart mein Guidinggast. Er hatte sich bei Peter Öhlschläger ausdrücklich Guidings mit mir gewünscht und wir wurden für einige Tage ein gutes Angelteam. Harald war schon einmal im heißen Sommer in Spanien und die Zander wollten damals nicht so richtig. Er war auch noch nicht sehr erfahren, was die Spinnangelei mit Gummijigs anging. Sein Hauptwunsch war es, „viel zu lernen“! Ich war ganz froh darüber, denn Guidinggäste ohne große Erwartungen sind immer die dankbarsten Gäste. Das war für die nächsten Tage auch wichtig, denn es sollte schwieriger als erwartet werden. Die Zander standen (noch) nicht so zahlreich an einzelnen Stellen. Vielmehr mussten wir alle interessanten Bereiche immer wieder intensiv absuchen und es gab leider nur sehr vereinzelt Bisse. Dennoch konnten wir auch ein paar richtig schöne Zander verhaften. Insgesamt waren die meisten Fische aber eher kleinere und mittlere Zander, die uns aber die Zeit gut vertrieben, bis ein Überraschungsbiss kam: Der erst Biss kam gleich an Tag 2 direkt im Schatten der großen Ebro-Brücke!
Baitjigger M mächtig ausgelastetKrawumm – Ruiiiiieeee! Die Rute war mit einem Schlag krumm und meine Baitjigger M bog sich zu einem Halbkreis. „Ha, meine kleinen Waldi-Freunde sind auch wieder da!“ freute ich mich kurz. Nach einer wilden Flucht flussabwärts und einer 180 Grad-Wende flussaufwärts war der Spuk schon wieder vorbei! „Ausgestiegen! Schade…“ Ich war aber von der Rasanz des Bisses und der Flucht kräftig beeindruckt und baute mal lieber auf meine Baitjigger H um.








Baitjigger H im 1. Welsdrill  Welslandung mit Baitjigger HErster Wels auf Baitjigger H
Und das war gut so! Schon eine Stunde später knallte es wieder mächtig und diesmal blieb der Wels hängen. Nach 15 Minuten Drill an meiner Baitjigger-H, die sich dabei auch noch beängstigend kräftig bog, kam ein schöner 1,30er Wels an die Oberfläche. Ohne Vorfach hatte meine Stroft GTP 9 kg schadensfrei den Drill überstanden. Alles war perfekt gelaufen: „Mit dem Gerät macht das schon mächtigen Spaß!“

Die Freunde am oberen Stausee hatten mächtig mit dem Starkwind zu kämpfe n – die Anker hielten nicht, dicke Wellen sorgten für „feucht-fröhliches Angeln“ und das Beißverhalten war unter diesen Umständen auch eher zäh. Das Startfazit: Schwierige Bedingungen und unsere Fänge waren noch ausbaufähig…

Am 1. November hatten wir auch wieder tollen Sonnenschein, allerdings auch wieder mächtig-starken Wind. An feines Zanderfischen war nicht zu denken. Der Wind blies uns kräftig flussabwärts und wir nutzten den Anker lediglich als „Bremse“. Der Wels vom Vortag und viele verdächtige Echos auf dem Lot hatten mich motiviert, auch mal meine kräftige Dreamtackle „Monsterspin“ auszupacken. „Einige Stunden können wir mal den Hammer schwingen! Wir wollen ja auch einen ganz ordentlichen Fisch fangen, oder!“ fragte ich Harald, der grinste und nickte…

Es war schon ein großes Glücksspiel, denn der Fluss war tief und breit – Standplätze der Welse waren nicht mehr auszumachen, weil sie scheinbar wahllos am Bodengrund im Tiefenwasser des Flussbettes verteilt waren. Die bisherigen Bisse kamen überall verstreut über glattem Grund in 10-12 Metern Wassertiefe. Ich montierte einen fetten, braunen Attraktor von Profi-Blinker mit einem 45 Gramm Fischkopf. Harald staunte: „Das sieht ja aus wie eine Hochseemontage mit Dorschbombe!“ Ich erklärte ihm: „Der Gummifisch muss richtig rappeln und die trägen Brüder wach-rappeln! Leicht ist da fehl am Platze – wenn der Wels will, dann kriegt der den Köder auch!“ Wir warfen beide über Stunden unseren Gummifisch und ließen ihn an freier Leine in die Tiefe rappeln! Immer wieder waren auch schöne Echos im Freiwasser auf dem Echolot zu erkennen. „Die Waldis scheinen auch heute wieder im Freiwasser unterwegs zu sein!“ „Das müssen aber riesige Fische sein!“ staunte Harald, als er das Echolot neugierig betrachtete. „Ja – hier schwimmen echte Monster herum!“ Immer wieder flog der schwere Köder an der Wäscheleine in den Fluss. Der Wind blies weiter kräftig und wir wurden ordentlich den Fluss herunter gedrückt. Der Köder platsche ins Wasser und ich verzögerte immer wieder mit dem Finger leicht die ablaufende Schnur, damit sie halbwegs stramm blieb. Pr – Pr – Pr rutschte sie über meinen Finger. Plötzlich, mein Attraktor war noch lange nicht am Grund, machte es Prrrrrrrrrrrrrrrrrrr-rrrrr-rrr. Ich brauchte einen Moment, um zu kapieren… Mit aller Kraft schlug ich an und hatte das Gefühl, in einen Bagger eingehakt zu haben.
Großwels an der Monsterspin!Großwels im harten Drill an der MonsterspinEs gab gleich Vollkontakt und im Lastgang fuhr mein Bagger ab! „Großwels!“ rief ich zu Harald, der ungläubig guckte: „Du hast doch gerade erst ausgeworfen!“ „Ja, habe ich und es scheint jemand meinen Köder aufgefangen zu haben! So einen Biss hatte ich auch noch nicht!“ Briiiiieeeiiiiieee – die Bremse kreischte mächtig und die Monsterspin verbog sich kräftig! Das Boot drehte sich und wurde sogar mit Anker im Kreis gezogen! Harald schüttelte ungläubig den Kopf! „Die kann ´was ab!“

In meinen Augen ist die Monsterspin die beste Spinnrute für Welse überhaupt, die momentan auf dem Markt ist! Auch bei vielen anderen Wels- bzw. Großfischanglern hat sich die Rute schon einen tollen Ruf erarbeitet. (Info für alle Fans: Nach längerer Lieferpause wird sie endlich für 2011 wieder neu aufgelegt und die vielen Fans mit Bedarf können wieder aufatmen. Der Engpass soll beendet sein!). Übrigens: Stolz sind wir auch darauf, dass teils renommierte Anbieter von dem guten Namen unserer Monsterspin profitieren wollen und Ihre Rutenserie auch so nannten!

schwarzes WelsmonsterNach kräftigem Drill kam ein tief-schwarzer Monsterwels an die Oberfläche: „Der hat satt über 2 Meter!“ erklärte ich Harald beim Landen. Nach ein paar schnellen Fotos ging´s wieder ab ins Wasser. Die Zander waren plötzlich nicht mehr wichtig und auch an den Folgetagen stand der Wels dann oben auf dem Programm, zumal die Zander weiter „zickten“. Früh und spät gab´s eine gute Beißerei und tagsüber schienen die Welse das Regiment zu übernehmen. Das war doch mal ein abwechslungsreiches Angeln!

Großwels an der Monsterspin beim LandenFast geschafft: 2 Meter Wels!Ganz schön mächtig so neben dem Boot...

Ein echter Monsterwels kam in Boot!Ein schwarzes Monster!
Gemein war lediglich, dass die Zander nicht so brav im freien Wasser der Tiefe warteten, sondern sich offensichtlich in die versenkten Obstplantagen verzogen und auch noch feines Gerät eindeutig bevorzugten. Die Kunst bestand darin, die Köder so nah wie möglich an den versunkenen Bäumen zu präsentieren. Nur einige Krautfahnen oben auf den Ästen verrieten die Bäume und manchmal, wenn die Strömung etwas stärker war, konnte man auch tiefer stehendes Gehölz erahnen…

„Das ist Spanisches Roulette!“ meinte Harald, wenn wir uns mit feinem Gerät zum Zanderfang in diese Gefilde begaben. Aber was macht man nicht alles, um doch den einen oder anderen Zander zu überlisten…

Tolle Zander waren etwas Mangelware...Mit diesem „Angelprogramm“ sind eigentlich die folgenden Tage ganz gut beschrieben: Früh auf Zander, ab spätem Vormittag auf Wels und gen Abend wieder auf Zander. Und es funktionierte eigentlich jeden Tag mehr oder weniger gut! Die einzelnen Fangtage möchte ich Euch jetzt nicht alle noch aufzählen – es war schön und erfolgreich. Herausheben möchte ich noch zwei beeindruckende Momente:

1. Mein Geburtstag:
Die Welse schienen heute nicht so zu wollen und ich hatte am Nachmittag wieder auf meine Baitjigger H umgestellt. Der kleine Slottie flog ins tiefere Wasser einer stark abfallenden Kante, als „es“ einschlug. Die ersten Sekunden dachte/hoffte ich noch auf einen sehr großen Zander, aber schon kurz danach war klar: „Doch noch ein Wels!“ Und dieser Drill sollte mir „kräftig“ in Erinnerung bleiben… Ich merkte schnell, dass da einer der besseren Sorte am anderen Ende hing. Nach den anfänglich wilden Fluchten wurde der Fisch nach ca. 5 Minuten seeeehr ruhig und bewegte sich nur langsam im Tiefenwasser über den Bodengrund.
Jetzt war die Baitjigger gefordert!Drill mit Motorpinne und BaitjiggerDieser Wels kam ziemlich spät und kämpfte zäh...
Wegen des Windes und der Strömung konnte ich mich nicht allein auf die Angelschnur und deren Haltbarkeit verlassen. Der Benzinmotor half mir, den starken Druck auf die Schnur zu verringern. Nach einer viertel Stunde Drill mit Volllast an der Baitjigger H schaffte ich es erstmalig, den Fisch 50 Zentimeter vom Boden zu lösen. Riitsch war er aber sofort wieder unten und auch nach 25 Minuten war alles beim Alten: Fisch in 12 Metern Tiefe strack am Grund und ich bekam langsam Kreuzschmerzen! Wie ein Affe auf dem Schleifstein hatte ich in einer Hand die voll – gebogene Rute, mit der anderen Hand steuerte ich das Boot immer senkrecht über den Fisch. „Was das wohl für einer zu sein scheint?“ Die vielen Geschichten von „ewigen Drills“ mit Abriss hatte ich alle im Kopf. Ohne Vorfach, nur 9 Kilo Reißfestigkeit und einen ziemlich kleinen Sichelhaken im Maul eines Monsters…

Auch nach 30 Minuten noch kein Ende!Langsam gab das Monster auf!Auf dem Echolot konnte man den Wels sehen!
Ich glaube, es waren reichlich 30 Minuten Drillzeit, als sich der Fisch laaaangsam vom Boden löste. „Ich habe 1 Meter gewonnen!“ berichtete ich völlig überrascht Harald, der selbst ganz gespannt im Boot saß. Raaaatsch – der gewonnene Meter war wieder weg… Dennoch, einige Minuten später hatte ich den Fisch 2 Meter über dem Grund und so ganz langsam bekam ich das Gefühl, „den könntest du kriegen“…

Nach jedem „Lifting“ gab´s dann aber doch wieder eine schwere Flucht auf den Gewässergrund und ich glaube, es war der erste Drill, wo ich dann doch noch bewusst meine Kreuzschmerzen von der Anstrengung spürte. Es vergingen noch weitere bange Minuten mit weiterem „Auf und Ab“, bis der gewaltige Fisch dann ins Mittelwasser kam. Erste Blasen stiegen auf: „Jetzt isser soweit!“ und ein Wahnsinnsfisch kam schließlich an die Oberfläche. „Wow – 2m+ mit einer 75 Gramm-Spinnrute!“ freute ich mich riesig, aber zu früh…

Der Schleim wurde schon sichtbar in der Schnur...Endlich sichtbar - das Welsmonster an der Baitjigger!Der Fisch war fertig, Harald knipste schon fleißig Bilder, als der Wels mit letzter Kraft noch einmal langsam unter das Boot flüchtete. Ich wollte nach vorne springen, um den Fisch parieren zu können, Harald war aber eine Sekunde im Weg und meine Rute berührte die Bootskante – pitsch, da war die Schnur abgeschnitten.

„Piiiiep- piiiiiep – piiiiep“ mein Handy klingelte und Sven war am Telefon: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Ich hoffe, Du hast Deinen Geburtstagsfisch schon gefangen…!“ Szenenkomik pur sage ich nur. Sven (alias Forellenfreund) habe ich gerade verabschiedet: „Piiiiep- piiiiiep – piiiiep“ mein Handy klingelte wieder. Diesmal war es Klaus alias „Biggesee-Veteran“: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Ich wünsche Dir einen gaaanz dicken Geburtstagsfisch!“ Ich hatte das Gefühl, an diesem Geburtstag wollte das Schicksal mich objektiv verarschen, aber es ist und bleibt mit Zandergerät ein Roulettespiel mit sehr hohem Risiko - das wurde mir erneut brutal vor Augen geführt...

2. Am vorletzen Angeltag stieg Christian zu mir ins Boot. Wir kennen uns schon lange von verschiedenen Spanien-Touren und er wollte auch mal die „unteren Gefilde“ mit mir befischen. Die Fische hatten sich etwas weiter flussabwärts orientiert und wir fischten vor der Segre-Mündung. „Schööön sauber“ ist´s dort und auch Mittags bekamen wir dort gegen den sonstigen Trend einige Zanderbisse. Christian warf seine Gufi aus und motzte plötzlich: „Scheiß Hänger hier!“ Es war wohl einer seiner fängigen Gummiköder, den er überhaupt nicht verlieren wollte und begann, ziemlich genervt die Rute hoch zu schlagen. Ihr kennt die Hänger-Lösungsschläge!?! Nach ca. 30 Sekunden Hängerlösemanöver schreit er plötzlich: „Das iiiist ein FIIIISCH!“ Das Urvieh hatte wohl auch bemerkt, dass mit dem kleinen Fischchen im Maul etwas nicht stimmt und schwamm los… RIIIIeh – Patsch! Das Fluoro-Carbon-Vorfach war mittendurch gerissen… In diesem Falle hatte das Glücksspiel ebenfalls einen im Boot unerwünschten Sieger! Lasst es für solche Gegner dringend weg.

Einige kleiner Fische folgten noch... Auch mittlere Welse machen Spaß an der Spinnrute!
Am 5. November flog ich nach Hause zurück, der Rest der Truppe folgte am 6.11. und wir hatten wieder einige schöne, teils adrenalinhaltige Erinnerungen eingesammelt und schon jetzt freuen wir uns auf eine erneute Tour zum "spanischen Roulette"...