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Rund um´s Boot und unterm Boot Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uli Beyer   

 

Am Samstag, den 14. November war es mal wieder soweit. Unsere Ebro-Tour zum Bavarian Guiding-Service begann früh morgens ab Düsseldorf, denn schon am Nachmittag wollten wir die ersten Spanien-Zander an Bord bitten… Wir kamen gegen 14 Uhr in Mequinenza an und der erste Schock saß gleich tief: als Peter Öhlschläger mir mitteilte, dass unser riesiges Köderpaket mit Gufis, Blei & Co. auch 4 Wochen nach Versendung durch GLS nicht angekommen war!

Jetzt war sparen angesagt, obwohl die Gewässer rund um Mequinenza alles andere als verlustfrei sind. Die Köderreste aus dem letzten Jahr mussten herhalten. Wie immer zog es uns brandeilig auf´s Wasser. Bernd und Dirk testeten den „oberen Stausee“, Stefan, Willi und ich blieben unten im Stauwasser von Mequinenza. Das wollte ich schon im letzten Jahr ausprobieren, konnte mich dann aber vom oberen See nicht losreißen… Die Starteuphorie verflog schnell, denn wir blieben einige Stunden ohne Fisch. Ollie und Dieter waren auch bei uns geblieben und inzwischen auch zu uns gestoßen. Sie konnten ebenfalls keine Fänge verzeichnen: „Wo sind die Fische bloß hin???“

Die Sonne war schon hinter dem Berg verschwunden und wir bewegten uns zurück in Richtung Camp, als mich ein steiles Ufer noch „ansah“…. „Hier probieren wir´s noch einmal!“ Ich warf meinen Top-Köder des Vorjahres aus: einen festen grün-weißen Slottie an die Steilwand und prompt gab es gleich mehrere Bisse in einer Bahn und der erste Zander landete im Boot. „Puh – da haben wir auf den letzten Drücker noch das Boot entschneidert“, meinte ich zu Stefan, der gleich nachlegte. Sein Erfolgsköder war eine fluogelbe Sandra. Insgesamt landeten an diesem einen Platz noch 7 Zander im Boot. Der grün-weiße Slottie hatte gleich 5 mal zugeschlagen – einige waren auch verhältnismäßig schöne Fische mit ca. 65 cm. Teils richtig heftige Attacken auf unsere Köder signalisierten gierige Zander. Ich war froh, dass wir schon einmal einen Anfang gefunden hatten und beschloss, die ersten Guidings ebenfalls in diesem Gewässerabschnitt durchzuführen. Eine glückliche Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte…

Abends wurden die Teams eingeteilt. Unser Boot sollte schon in der Dämmerung starten und wir stellten den Wecker auf 6.10 Uhr. Das Frühstück fiel entsprechend lang aus, denn Dämmerungsbeginn war erst um ca. 7.20 Uhr, so dass wir um 7.30 Uhr starten konnten. Stefan und Willi waren wieder bei mir im Boot und legten gleich ordentlich vor. Anders als im letzten Jahr bissen auch gleich einige schöne Fische über 70 cm. „Geile Kämpfer“ befanden wir, denn die Wassertemperatur war mit 16 Grad auch noch ungewöhnlich hoch. Mir gefiel besonders, dass wir nicht so extrem tief fischen mussten, wie es im oberen Stausee nötig gewesen wäre. Unser Angelgebiet war maximal 12 Meter tief und wir hatten eine Sichtweite von ca. 2-3 Metern im Wasser, es war also relativ klar. Nach den obligatorischen Schockfarben am frühen Morgen liefen später Goldtöne und braune Farbmuster besonders gut. Es schien ein guter Tag zu werden, denn bis Mittags hatten wir schon ca. 20 Zander eingesammelt. Stefan und Willi waren schon richtig begeistert, weil es viele und harte Bisse gab – mit zunehmender Tendenz! Der Nachmittag war auch für mich außerordentlich gut, denn die Bissfrequenz nahm noch zu und phasenweise drillten wir doppelt oder hatten auf jeden Wurf einen Biss! Sogar ein kleiner Wels hatte sich noch verirrt und unser erwartetes Fischspektrum vergrößert „So stelle ich mir Zanderangeln vor!“ freute ich mich über einen gelungenen Einstand. Neben einem guten Fangergebnis konnten wir uns auch über geniales Angelwetter freuen, denn bei strahlendem Sonnenschein kam so richtig gutes Urlaubsfeeling auf. Mit deutlich über 20 Grad Lufttemperatur wollte auch keiner so richtig glauben, dass in 5 Wochen schon Weihnachten sein soll. Insgesamt brachten wir es an diesem ersten Tag auf 62 Fische und konnten damit auch die einheimischen Guides in ungläubiges Staunen versetzten. Das Top-Gebiet im oberen Stausee brachte maximal etwas über 30 Fische ins Boot. Eigentlich waren die Fänge in den Vorwochen im oberen See deutlich besser – jetzt lief es aber wohl eher schlecht. Stark gestiegenes Wasser sollte eine entscheidende Ursache dafür sein. Unsere Kollegen konnten dementsprechend auch eher kleinere Fische und deutlich geringere Stückzahlen abends melden. Vor allem diejenigen, die die Angelei aus dem letzten Jahr kannten, waren ziemlich enttäuscht, obwohl auch dort etliche Fische gefangen wurden. Bernd und Dirk sollten am nächsten Tag mit mir fahren und freuten sich auf einen hoffentlich guten Tag. Dieter war sogar schon ein bisschen genervt, weil er wohl nur kleine Zander gesehen hatte. „Wenn das so weiter geht, will ich wieder nach Hause! Mir haben sie hier von vielen, riesigen Fischen erzählt!“ (das war wohl ein kleines Missverständnis, denn im November stehen Zander an oberster Stelle und ich musste ihm erklären, dass die Wallerzeit Ende November ziemlich vorbei ist…

Ganz so einfach sollte es am nächsten Tag aber nicht werden, denn früh morgens war es plötzlich stark neblig und auch sehr kühl. „ Brrrrhhhh – Novemberwetter!“ da habe auch ich die Jacke eine Weile anbehalten. Obendrein wollten die Fische auch nicht so richtig beißen. „Ob die frieren?“ fragten wir uns, als Dirk einen tollen Biss und sehr ordentlichen Zander ins Boot holte.

„Das ist doch schon mal ein wirklich toller Auftakt!“ meinte auch Bernd und war besonders motiviert dabei. Dennoch wollten nicht viele Räuber unsere Köder probieren und wir taten uns ziemlich schwer! „Die kommen noch“, beruhigte ich die beiden, die gegen Mittag sichtlich nervös wurden. „Das sagst Du jetzt schon den ganzen Morgen – so lange haben wir nicht mehr!“ erwiderte Bernd, als ich den gleichen Spruch auch gegen 14 Uhr noch einmal brachte. Zugegeben, es blieb den ganzen Tag deutlich schwieriger als am Vortag, aber wir schafften es immerhin auf 32, zum Teil recht ordentliche, Zander. Heute hatten die anderen teilweise ähnlich gut gefangen und hatten teils auch über 30 Fische im Boot. Der ursprüngliche Drang, alle Boote und Guidings in unser Revier zu verlegen, war verflogen. Ollie und Dieter hatten sich inzwischen mit einem Guide zum Walleransitz verabredet, so dass am nächsten Tag Stefan und Willi wieder bei mir im Boot sitzen sollten.

Der 4. Tag begann also mit gewohnter „Erfolgsmannschaft“. Stefan hatte gleich früh seine fluogelbe Sandra montiert und legte sofort los. Er bekam reichlich Bisse, während meine Köder von den Zandern völlig ignoriert wurden. „Das ist ja wie verhext hier!“ meinte ich, als Stefan seinen 5. Zander ins Boot hievte. Auch Willi hatte schon 2 Stück auf seinem Konto, als bei mir nach ca. 2 Stunden der erste Zander erst am Haken zappelte. „Der erste ist der schwierigste…!“ Bis Mittags um 12 hatte Stefan 12 Zander, Willi 2 und Uli 2.

Es war sehr, sehr ruhig geworden und wir schoben das auf die Mittagszeit, die Beißflaute bescherte. Wir testeten einen neuen Bereich mit einer steil abfallenden Kante von einem Plateau auf 4 Metern bis ins Flussbett auf 12 Meter Wassertiefe. Willi jiggte einen 11 cm gelb-grünen Shad in die Tiefe, als es bei ihm mächtig knallte. „Was ist das denn?“ fragte er völlig erschrocken, denn sein Gegner lieferte ihm sofort einen mächtigen Fight und nahm Schnur von der Rolle!“ „Waller – das wird ein nettes Tänzchen!“ freute ich mich mit ihm und zog meinen Köder zum Helfen heraus, als auch bei mir nur wenige Sekunden später der Blitz einschlug…

Wahnsinn! Doppeldrill mit Waller mitten im November!“ freuten wir uns. Stefan grummelte zwar etwas: „Und ich habe ausgerechnet jetzt meinen Köder nicht im Wasser!“ Ich bekam etwas weiche Knie, als mir bewusst wurde, dass ich ja „nur“ meine Baitjigger M (Wurfgewicht 50 Gramm!) mit 6 kg Stroft und ohne jegliches Vorfach im Einsatz hatte. Eine „geniale“ Gerätekombination, um sehr gefühlvoll auf Zander zu angeln, aber für Welse? „Am Rhein hat sie ja auch schon mal einen 1,25er ausgehalten!“ beruhigte ich mich und drillte weiter. Willis Fisch zeigte sich nach 10 – 15 Minuten an der Oberfläche und Stefan konnte unter meiner Regieanweisung seinen ersten Wallergriff ausprobieren. „Da soll ich reinpacken?“ fragte er ungläubig, als die Wallerschnauze von Willis Gegner neben ihm auftauchte. „Natürlich! Klopfe ihm noch einmal auf den Kopf, damit er nicht rumzappelt, wenn Du ihn packst“, empfahl ich ihm noch. Der erste Waller von Willi landete im Boot und er freute sich zu Recht über seinen größten Fisch. „Wartet noch, bis ich meinen habe!“ Mein Fisch ließ sich aber noch länger nicht aus der Tiefe befördern. Die feine Baitjigger bog sich nur noch beängstigend…

Nach bangen Minuten kamen dann doch erste Blasen zur Oberfläche. „Jetzt gibt er gleich auf!“ freute ich mich und kurze Zeit später landete Wels Nr. 2 im Boot. Die Freude war groß an Bord, denn auch wenn die Welse mit 1,25 und 1,30 m nicht gewaltig waren, so haben sie am äußerst feinen Zandergerät einen tollen Drill geliefert. Im November konnte man so einen Doppeldrill auch nicht unbedingt erwarten. Nach einigen Fotos durften die Dauergrinser (die Welse!) wieder zurück ins Wasser. Willi und ich freuten uns: „Das Schicksal hat uns einige Zander genommen und dafür einen tollen Ausgleich geliefert!“ Bis abends kamen wir wieder auf 52 Fische. Eine dunkelgrüne Sandra erwies sich nachmittags als Volltreffer und Stefan sah seinen großen Vorsprung schwinden. 19:18 stand es, als die Zander wieder Stefan den Vorzug gaben und er dann am Ende des Tages mit 25 zu 19 Fischen Punktsieger blieb. Insgesamt hatten wir deutlich über 50 Fische ins Boot geholt. Auch im oberen Stausee wurde gefangen, wenn auch wieder eher mit Schwierigkeiten. Grinsend kamen die Kollegen von oben und erzählten: „Wir hatten Fisch ohne Ende rund ums Boot und unterm Boot!“ Es wurde zum geflügelten Wort, weil das Echolot dies immer anzeigte und der Guide ausdrücklich darauf hinwies.

Den größten Fisch konnte Ollie landen, der auf einen Köderfisch mit Stellrute einen ca. 1,80 – 2 Meter Waller drillen konnte. Der Waller-Doppeldrill am feinsten Gerät war für uns das Highlight des Tages…