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Zanderfang Bei Nacht - Dunkelmänner Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uli Beyer   

"Ich seh´nix!" "Brauchste auch nich´! Lass bloß die Funzel aus" erwidere ich. KLATSCH macht´s im Dunkeln "Da war einer, schmeiß schnell hin!" flüstere ich noch, als Dirk mir zuruft: "Hab´ihn!" Er drillt ganz aufgeregt seinen ersten Nachtzander. "Das gibt´s doch gar nicht, die beißen ja besser als am Tag!" staunt Dirk, als er kurz darauf bereits seinen 2. Zander landet. Ich freue mich, da der Vorführeffekt ausnahmsweise ´mal ausgeblieben ist und die Zander recht gut beißen.


Zanderfang mit der Spinnrute bei Nacht wird immer noch recht wenig praktiziert, gehört aber zu den spannendsten und kurzweiligsten Spinnmethoden, die ich kenne. Besonders abends, die ersten 2 bis 3 Stunden nach Sonnenuntergang sind in der Regel "Rush Hours", in denen die Zander sehr aktiv und beißfreudig werden. Gerade in Gewässern, wo dem Zander überdurchschnittlich nachgestellt wird, aber auch in besonders klaren Gewässern mit gutem Zanderbestand werden die Glasaugen häufig nachtaktiv. Die fängigste Jahreszeit ist dabei sehr unterschiedlich. Im Rhein habe ich schon gut im Februar, im Sommer wie im Winter gefangen. Dabei erwischte ich kleine und kapitale Zander nach Einbruch der Dunkelheit. Auch in unseren Schiffahrtskanälen, der Lippe und einigen größeren Seen waren wir schon recht erfolgreich. Gerade die großen Seen mit klarem Wasser sollten Sie unbedingt in den Hitzeperioden einmal unter die Lupe nehmen. Da gibt´s bei uns immer wieder ganz gewichtige Überraschungen. Von Gewässer zu Gewässer wechselten allerdings häufig die Fanggebiete und die Fangmethoden.

Grundsätzlich sollte man herausfinden, wo die Zander nachts besonders gern jagen. Je dunkler es wird, desto flacher treffen wir sie in der Regel an. Ich habe die Biester manchmal direkt vor meinen Füßen in 30 cm tiefem Wasser an der Steinpackung erwischt. Das war eigentlich reiner Zufall, denn ich kam erst bei Dunkelheit ans Wasser und merkte gar nicht, dass der Wasserstand gefallen war. Hätte ich diese Wassertiefe bei Tageslicht bemerkt, hätte ich garantiert nicht so konzentriert im Flachwasser gefischt. Zander ziehen sommertags im Dunkeln oft wie hungrige Wölfe dicht unter der Oberfläche umher, bei verbleibendem Licht durch Mond, Straßen- oder Hafenleuchten auch etwas tiefer. Twister müssen dann nicht unbedingt die Superköder sein. Langsamst gezupft an superleichten Köpfen habe ich aber auch darauf einige schöne Fische erwischt - meistens bissen sie aber eher flach in Ufernähe bzw. vor der Böschung. In der Regel kommen aber die kleinen Futterfische ins Freiwasser und auch bis an die Oberfläche - ohne sich unbedingt an Strukturen zu orientieren. Findet man diese Futterfischschwärme, sind die Zander selten weit. Manchmal hört man sie sogar beim Jagen, wie ich es mit Dirk auch erlebt habe. Ich kann als Nachtangler nur empfehlen, alle Fangsinne auf maximale Empfangsbereitschaft zu stellen und auf jede Bewegung im Wasser schnell zu reagieren. Die Bisse kommen sehr zügig und viel agressiver als am Tage! Was muss man beim Nachtzandern beachten?

Das Verhalten am Ufer: 1.Unbedingt absolute Ruhe halten, weil die Zander direkt am Ufer in der Steinpackung jagen. 2.Auch wenn´s schwer fällt, Licht ist an guten Fangplätzen absolut tabu! Versuchen Sie, ganz ohne Lampe auszukommen. In Notfällen für Knoten oder schwieriges Hakenlösen gehen Sie so weit vom Ufer weg, dass kein Licht der Lampe mehr ins Wasser fällt. Poltersteine und Licht ""verderben" den Fangplatz für mindestens 15 Minuten - für Großfische auch noch länger. 3.Suchen Sie leicht beleuchtete Stellen auf (Hafenlicht usw.) und beobachten Sie diese mit Augen und Ohren. Häufig verraten die Zander sich selbst. Ansonsten orientieren Sie sich an Kleinfischen, die sich in ausgewählte Flachwasserbereiche zurückziehen.

Die richtige Standortwahl: Wird es dunkel, werden die Stachelräuber aktiver als am Tage. Das heißt auch, daß sie sich mehr und weiter bewegen als am Tage. Ausgehend von ihren Tagesunterständen ziehen sie immer größere Kreise in Richtung Oberfläche und Ufer. Wer an einem ruhigen Abend die Oberfläche genau beobachtet, sieht manchmal sogar die steil aufgestellten Rückenflossen durch die Wasseroberfläche furchen. Das passiert meistens aber nur, wenn es sehr ruhig und warm ist. In der kälteren Jahreszeit wird der Zander zwar auch häufig aktiver, bleibt dann aber meistens doch im tieferen Wasser. Im Dezember fing ich häufig in einem Baggersee am Rhein bei Tage kleine Zander auf 15 bis 18 Metern Wassertiefe. Mit einbrechender Dämmerung kamen sie dann bis auf 6 Meter die Böschung hoch, blieben aber in Grundnähe. Ich denke, das hing dann weniger mit dem Licht als mit der "angenehmeren" Tiefentemperatur zusammen.

Die Gerätewahl: Die Angelei findet meist auf recht kurze Distanz statt. Der kürzeste Biß erfolgte 50 cm vor der Rutenspitze. Deshalb sind weichere Ruten nötig, als sonst, um Bisse gefühlvoll parieren zu können. Für kurze Distanzen verwende ich dann auch ganz gern monofile Schnüre (0,20 - 0,25 mm), die ich mit kleinen Ködern fische (8 - 12 cm). Bei größeren Nachtködern ziehe ich dann geflochtene Schnüre vor. Stahlvorfächer benutze ich auch immer (dünn! 4 - 6 Kg für kleine Köder, sonst auch bis 9 kg), da auch Esox nachts das Mausen nicht läßt... Auch wenn ich häufig die Handlandung bevorzuge, ist für die Nachtfischerei ein Kescher vorzuziehen. Die Drillzeit wird verkürzt und der Fangplatz schneller wieder ruhig.