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Kurze Spinnruten sind hochmodern. In den USA gibt es quasi keine Spinnrute, die länger als 2,40 Meter ist, wenn man einmal von einigen Lachsspinnruten absieht. Auch in Deutschland ist ein eindeutiger Trend zu kürzeren Angelruten festzustellen, obwohl hier eigentlich über Jahrzehnte kurze Spinnruten bestenfalls für kleinere Forellenbäche und Barschteiche empfohlen wurden.
Egal, ob es die Twitchrute für kleine Japanwobbler, die Jerkrute, die Carolina-Rig-Rute oder Dropshot-Gerte ist. Alle sind sie nicht länger als 2,40 Meter. Ich kann mich mit diesen kurzen „Stöckchen“ auch heute noch wenig anfreunden und fische in den meisten Situationen erfolgreich mit längeren Ruten! Wenn ich allerdings länger mit besonders schweren Ködern fische (XXL-Jerkbaits und Riesenshads/Gummiwürmer), dann greife ich zur Rückenschonung gern auch auf sogenannte "Swimbait-Ruten" (2,40 - 2,60 m Länge) zurück, die mit einer ordentlichen Multi-Rolle (extra-stark wie z.B. die großen ABU-Revo-Multis ausgestattet sind.
  Sogar dort, wo es extrem „angesagt“ ist, mit kurzen Ruten zu fischen, dem Rucken von Jerkbaits, fischte ich mit längeren Ruten bereits sehr erfolgreich! Von Beginn an habe ich grundsätzlich anders gefischt, als es die amerikanischen Erfinder und holländischen Spezialisten taten. Meistens denken andere Spezialisten, sie sehen einen Anfänger, wenn sie mir begegnen, denn ich fische sehr unkonventionell! Meine „Jerkkombo“ besteht häufig auch aus einer 2,70er Spinnrute, Stationär- anstatt Multirolle und keinem besonders kurzen Rutengriff, sondern ein ordentlich-langes Handteil (Baitjigger H oder XH oder Greys Prowla-Specialist2 mit einem WG von 80 Gramm)! „Der hat doch absolut keine Ahnung!“ habe ich schon öfter gehört und ich bleibe dennoch bei meinem Stil, denn eine lange Spinnrute mit längerem Handteil hat große Vorteile, die ich Euch in diesem Artikel gern erklären möchte.
Die Gesamtlänge einer Angelrute ist zweitrangig
 Wenn man Angelruten und deren Längen miteinander vergleicht, ist die effektive Länge eigentlich zweitrangig. Je nach Anforderung müssen wir deren Konstruktion und Design vor und hinter dem Handteil gesondert betrachten. Es ist z.B. denkbar, dass eine 2,70er Spinnrute mit recht langem Handteil besser mit einer 2,40er Rute und kurzem Handteil verglichen wird, als zwei Angelruten mit gleicher Gesamtlänge. Beides ist wichtig, auf beiden Seiten gilt es, technische Erfordernisse gegeneinander abzuwägen. Als ich mit der Spinnangelei begann, war es die große Vielseitigkeit meiner längeren Spinnrute, die mich an ihr festhalten ließ, obwohl sich auch sehr viele sehr gute Argumente für die kürzeren Ruten finden lassen. Ich war vornehmlich Gummifischangler und liebte das Fischen auf Distanz. Dafür war meine längere Spinnrute unerlässlich und ich sah keine Veranlassung, die Rute für diese „neuen, komischen Jerkköder“ zu wechseln. Auch heute noch bin ich überzeugt: Es ist quasi unmöglich, wirklich effektiv auf Distanz mit Gummiködern zu fischen, wenn die Rute nicht mindestens 2,40 Meter, besser 2,70 Meter lang ist. Ich nahm damals (Mitte der 90er Jahre) zum neuartigen Jerken, was vorhanden war und wurde damit auch sehr erfolgreich. Im Nachhinein bin ich sogar sehr froh darüber, hat es mir doch einen anderen Erfolgsweg eröffnet. Mehr dazu später.
Natürlich hat sich damals kein Angler in Europa viele Gedanken zum Aufbau einer optimalen Spinnrute, geschweige denn Jerkbait- oder Twitchrute gemacht. Erfahrung und Wissen darüber, welche Vorteile welche Ruten mit sich bringen, ergaben sich erst später.
Die richtige Grifflänge
 Viele Angler legen wenig oder gar keinen Wert auf den Rutengriff. „Kurz ist handlich und stört nicht an der Jacke!“ ist ein gängiger Spruch, den viele teils auch erfahrene Angler machen. Dass man sich mit solch einer Auswahl aber auch entscheidende Nachteile „einkauft“, wird gern verschwiegen. Der längere Griff hinter dem Rollenhalter ist ein sehr wichtiger, technischer Hebelarm mit verschiedenen Vorteilen! Schon das subjektive Gefühl für das Rutengewicht wird extrem verbessert, wenn das Handteil hier verlängert wird. Wir haben quasi eine „Waage“ in der Hand, die ein Gegengewicht zur langen Spitze braucht.
  Je länger das Handteil, desto mehr Kraft und Ausgewogenheit habe ich als Angler! Kraft mal Hebelarm = Drehmoment kennen viele vielleicht noch aus der Physik und hier kann man es deutlich spüren: Je länger das Handteil gestaltet wird, desto ausgewogener liegt die gesamte Angelrute in der Hand, je kürzer, desto mehr Ausgleichskraft benötige ich aus meiner Hand. Es ist gar nicht das wirkliche Rutengewicht, das die gefühlte „Leichtigkeit“ einer Angelrute ausmacht. Die paar Gramm Gesamtgewicht halten wir locker, wenn sie gut verteilt sind! Es mag sein, dass man die mit kurzem „Hinterteil“ entstehende Kopflastigkeit noch nicht als schlimm empfindet. Bei kurzen Stöckchen fällt das noch nicht sonderlich ins Gewicht. Dann kommt es aber auf beim Auswurf auf Wurfkraft und beim Anhieb auf entsprechend sicheren Halt der Angelrute an. Wer ein sehr kurzes Handteil fischt, hat hier deutlich größere Probleme und kann notwendige Kräfte deutlich schlechter aufbauen!
 Für die Angelei auf Distanz ist es also alles andere als gut, wenn man mit einem „kurzen Knubbel“ unter dem Rollenhalter fischt.
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